Pitch-Entscheidung:
Audi-Etat in Großbritannien bleibt bei BBH
Der langjährige Agenturpartner geht siegreich aus dem umstrittenen Wettbewerb hervor, bei dem offensichtlich Kostensenkungen im Vordergrund standen.
Der langwierige und in der Londoner Agenturszene heftig umstrittene Pitch um den Kreativetat von Audi in Großbritannien ist entschieden. Gewinner ist der langjährige Agenturpartner Bartle Bogle Hegarty (BBH), wie britische Branchendienste übereinstimmend berichten. Die Publicis-Agentur arbeitet bereits seit fast 40 Jahren für den deutschen Autobauer.
Im Pitch-Finale vertreten war neben BBH schon seit Monaten nur noch die britische Engine Group. Zahlreiche andere Londoner Agenturen hatten sich schon zu Beginn des Wettbewerbs im April dieses Jahres gegen eine Teilnahme entschieden. So etwa Mullen Lowe, Mother, Leo Burnett, Lucky Generals, Saatchi & Saatchi London und Ogilvy.
Der Grund: In dem Auswahlprozess hatte nicht so sehr das britische Marketingteam von Audi das Sagen, sondern die Procurement-Abteilung der Konzernmutter Volkswagen in Wolfsburg. Und das heißt: Kosten sollen eingespart werden. Dan Cullen-Shute, Gründer und CEO der Agentur Creature of London, hatte seinem Ärger über den Pitch in einem Beitrag für den Branchendienst The Drum Luft gemacht und sogar zum Boykott aufgerufen.
Sein Argument: Agenturen, die sich an "einer derart offenkundigen Kostensenkungsmaßnahme" beteiligten, würden für einen kurzzeitigen Gewinn die langfristige Stabilität und sogar das Wachstum der Branche gefährden. "Wir halten diesen Pitch für eine schlechte Sache und wir wollen damit nichts zu tun haben", so Cullen-Shute damals.
Personelle Veränderungen
Dass sich die Pitch-Entscheidung so lange hinausgezögert hat, könnte aber auch an personellen Veränderungen liegen – sowohl bei Audi als auch bei BBH. So hat der ehemalige britische Marketingchef Benjamin Braun im April den Autobauer verlassen, um beim südkoreanischen Elektronikriesen Samsung als Chief Marketing Officer Europe anzuheuern. Seither wird die Position bei Audi kommissarisch von Anna Russell geführt, während die Suche nach einem neuen Marketingchef weitergeht.
Bei BBH hat sich inzwischen Chief Creative Officer Ian Heartfield verabschiedet, der offensichtlich ein neues Agenturprojekt plant. Heartfield hatte den Audi-Etat betreut und war unter anderem für den preisgekrönten Audi-Spot "Clowns" verantwortlich:
Künftig wird BBH mit Audis neuer Kreativagentur 72andSunny zusammenarbeiten, für die sich die Ingolstädter Anfang November im Zuge einer Neuausrichtung ihrer Marketingstrategie entschieden haben. Dabei soll der Claim "Vorsprung durch Technik" neu definiert und mit neuem Leben gefüllt werden. Der Slogan war Anfang der 80er-Jahre von BBH-Mitgründer John Hegarty entwickelt worden. Er gilt als einer der erfolgreichsten Werbeclaims der vergangenen Jahrzehnte.