Havas Corona Monitor:
Lokal statt global: Wie sich das Konsumdenken verändert
Die Corona-Pandemie wird unser Konsumverhalten weiterhin bremsen. Zu diesem Schluss kommt der letzte Teil des "Corona Monitors". Medien können sich über einen Image-Gewinn bei den Jüngeren freuen.
Der "Havas Media Corona Monitor" untersucht wöchentlich in einer repräsentativen Onlinebefragung, inwieweit sich das Medienverhalten sowie die vom Virus betroffenen Lebensbereiche in der Coronakrise verändern. Die achte und vorerst letzte Welle der Untersuchung zeigt, dass Medien als Gewinner aus der Krise hervorgehen und die Deutschen auch in Zukunft weniger Geld ausgegeben werden - aber mit Fokus auf regionale und kleine Händler.
Fokus auf Regionales und das Wesentliche im Leben
Die Corona-Krise hat viele Menschen dazu gebracht, nachzudenken und einige Dinge anders zu sehen als vorher. Für die Befragten steht fest, dass der Virus uns weiter begleiten wird und die Politik den wirtschaftlichen Einbruch nur teilweise verhindern kann. Diese Unsicherheit bremst die Konsumlust.
Die Folge: Die Deutschen fokussieren sich nunmehr lokal statt global. Statt globalem Denken in der Wirtschaft steht Nachbarschaftshilfe und die Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen im Vordergrund – vor allem in der Region.
Im Zuge des Ausnahmezustands haben viele neue Aktivitäten für sich entdeckt. Definitiv bleiben wird das kreative Arbeiten und Werken in den eigenen vier Wänden. Auch werden wir weiterhin öfter zu Hause zu kochen, analysieren die Autoren der Studie.
Binge-Watching bei Jungen und News für die Alten
Medien stehen immer noch hoch im Kurs – konsumiert wird weiterhin mehr als zuvor. Trotz stagnierendem Infobedürfnis sind News vor allem bei älteren beliebt. Jüngere stehen stattdessen auf Serien und Shows und 71 Prozent binge-watchen dabei am liebsten mehrere Folgen am Stück.
Insbesondere bei den 14- bis 29-Jährigen hat sich die Bedeutung von Medien nachhaltig verändert: Heute sind Medien für 53 Prozent wichtiger als vor Corona. 48 Prozent der Befragten geben an, dass Medien für sie auch langfristig ohne Corona aufgrund der aktuellen Situation eine höhere Bedeutung haben werden.
Rückkehr ins Büro nicht von jetzt auf morgen
Die Mehrheit der Befragten freut sich nach nunmehr zwei Monaten im Homeoffice wieder auf den Schreibtisch im Büro. 62 Prozent würden freiwillig die Möglichkeit nutzen, ins Büro zurückzukehren. Aber es gibt auch Gründe gegen die Rückkehr: Rund 80 Prozent finden, das Arbeiten von zu Hause geht genauso gut wie im Büro.
Bei der Generation 50+ herrscht darüber hinaus bei zwei Dritteln die Angst vor Ansteckung. Jeden Dritten schreckt die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab.
Erst zum Friseur, dann ins Fitnessstudio
In Bezug auf die Lockerungen sind sich viele uneinig. Eins ist aber klar: Als erstes geht es zum Friseur. Bereits 15 Prozent haben sich einen neuen Haarschnitt verpassen lassen. Lediglich 26 Prozent wollen vorerst auf den Friseurbesuch verzichten.
An zweiter Stelle hinter der neuen Frisur steht der Sport – vorerst aber erst einmal Outdoor. Als bekannt wurde, dass Fitnessstudios und Sportvereine wieder öffnen dürfen, war die Vorfreude darauf zwar zwischenzeitlich stark angestiegen, aber nun bremsen Regeln die Vorfreude erneut.
Nach Bekanntgabe der Regeln und Beschränkungen, unter denen ein Training im Fitnessstudio oder Vereinen möglich sei, sinkt die Vorfreude wieder drastisch ab. Nur noch 26 Prozent freuen sich trotz eingeschränktem Angebot, hohen Hygieneauflagen und bürokratischen Ablaufprozessen auf das Training im Fitnessstudio. So bleibt es für die Mehrheit der Befragten wohl erst einmal beim Sport an der frischen Luft.
Vorfreude auf Café- und Restaurantbesuche
In Betracht aller Bereiche, die von den Lockerungen betroffen sind, ist die Vorfreude auf Café- und Restaurantbesuche am größten. Erstaunlich dabei aber – der Anteil der Befragten, die den Besuch erstmal ablehnen ist fast genauso hoch wie der Anteil der Befragten, die sich das Speisen außer Haus in den nächsten Wochen gut vorstellen können (42 Prozent vs. 45 Prozent für Restaurants und 38 Prozent vs. 44 Prozent für Cafés).
Abstand zum Nachbartisch, die Hygiene des Lokals und optimalerweise ein Platz im Außenbereich spielen bei der Wahl des Restaurants immer noch eine große Rolle. Ein Viertel der befragten, will den Restaurantbesuch aber einfach nur genießen.
Mehr Zulauf im stationären Handel – trotz Maskenpflicht
So langsam traut sich die Bevölkerung wieder in die Läden. Der Anteil der Befragten, die seit den Öffnungen in noch keinem Geschäft waren, fiel von 63 Prozent in Befragungswelle 6 auf nun 47 Prozent. Überdurchschnittlich beliebt sind weiterhin Baumärkte. Auf Platz zwei und drei folgen Bekleidungsgeschäfte und Elektromärkte.
Generell erfahren aber alle Läden – unabhängig der Kategorie und angebotenen Produktpalette – mehr Zulauf. Mit der Maske werden die Deutschen dagegen nicht warm – eher das Gegenteil. Der Anteil der Befragten, die das Tragen der Maske als unangenehm empfindet und dies als einen der Gründe nennt, nicht im lokalen Einzelhandel einkaufen zu gehen, stieg auf 32 Prozent.
Fernreisen in weiter Ferne
In Bezug auf Fernreisen werden die Deutschen immer pessimistischer: 75 Prozent gehen davon aus, dass eine Fernreise vorerst nicht stattfinden kann. Auch der Besuch von EU Ländern mit dem Flugzeug stehen 63 Prozent kritisch gegenüber.
Dagegen glauben rund 50 Prozent fest daran, dass ihre geplante Reise innerhalb Deutschlands stattfinden kann. Die Deutschen wollen sich endlich etwas gönnen – ein Plus um 29 Prozent in den letzten zwei Wochen. Andererseits sehen 52 Prozent die Lockerungen sehr skeptisch und wollen weiterhin mehr zu Hause bleiben.
Fazit: Den Sommer werden viele wegen Corona weiterhin zu Hause mit Freunden und Familie verbringen. Für Alle, die etwas Abwechslung wollen, wird in Deutschland gereist und es geht an die See.
Befragt wurden jeweils 500 Menschen zwischen 14 und 69 Jahren mittels einer repräsentativen Onlinebefragung durch den Marktforscher Respondi. Die achte Befragungswelle erfolgte vom 12. bis zum 14. Mai.