Corona-Krise:
Sorrell prognostiziert ein katastrophales zweites Quartal
Dass man sich durch die Rezession werben muss, hält Werbe-Urgestein und Home-Office-Fan Martin Sorrell in der Corona-Krise für den falschen Ansatz. Er erwartet für die Branche kurzfristig ein Desaster.
Sir Martin Sorrell, Chef von S4 Capital und Ex-CEO der britischen Werbe-Holding WPP, bringt die Lage der Werbebranche klar auf den Punkt: "Das ist nicht 2008. Das ist nicht 9/11. Das ist nicht die Ölkrise aus den 1970ern. Das hier fühlt sich an wie Krieg", zitiert ihn das Marketing-Fachblatt Campaign.
Die Marken würden gegenwärtig alle Schotten dicht machen, beobachtet das Werber-Urgestein. Entsprechend erwartet Sorrell, dass das zweite Quartal für die Werbebranche zur Katastrophe wird. Im dritten Quartal soll sich die Lage leicht entspannen. Doch eine echte Kehrtwende sieht der S4-Chef erst für das vierte Quartal.
Die Reaktion der Brands findet der 75-Jährige im Prinzip auch richtig. Wer heute noch predige, man müsse sich einfach durch die Rezession werben, rede Unsinn, sagt er. Man würde durch die Krise eine noch schnellere Verschiebung der Budgets in Richtung Digital beobachten können, prognostiziert er. Die Menschen würden miteinander über digitale Techniken kommunizieren. Und sie würden sich wie nie zuvor Produkte nach Hause bestellen. Das habe auch für die Unternehmen Konsequenzen.
"Wir haben gesehen, wie Kunden große E-Commerce-Projekte kurzfristig auf Eis gelegt haben", so Sorrell. "Doch sie wurden schnell als systemrelevant befunden und nehmen langsam wieder Fahrt auf." Als Zeichen der Hoffnung deutet er, dass die Börsen schon wieder leicht zulegten. Dennoch führe Covid-19 zu einer weltweiten Krise, wie es sie zuvor noch nie gegeben habe.
Sein eigenes Unternehmen sieht Sorrell - wie immer - gut aufgestellt. Man habe gut zu tun, doch sei es wichtig, im zweiten Quartal die Liquidität zu sichern. Wenig Stornierungen habe es bislang im Bereich Content-Erstellung gegeben. Und das mache immerhin 70 Prozent des Geschäfts aus.
Er selbst arbeite gegenwärtig auch vom Home-Office aus. Das habe seine Tücken, so der 75-Jährige. "Aber eigentlich ist die Arbeit von zuhause aus effizienter. Es sei ermüdend, aber man spare Zeit, weil man auf Reisen verzichte und auch keine Verabredungen mehr zum Lunch oder zum Frühstück habe.