"Ob das Familienfoto auf dem Schreibtisch, der Small Talk über die Urlaubspläne mit der Partnerin oder die Einladung für den partner zur Betriebsfeier - Heterosexuelle sprechen am Arbeitsplatz so selbstverständlich wie unbewusst über ihre sexuelle Herkunft", sagt Axel Hochrein, Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD). "Obgleich immer mehr Lesben, Schwule und Bisexuelle diese Offenheit für sich ebenfalls in Anspruch nehmen, müssen sie leider weiterhin mit negativen Reaktionen rechnen."

Ein Drittel der LGBTQ-Community hat sich nicht geoutet

Dennoch haben von den zwei Drittel, die sich am Arbeitsplatz schon geoutet haben, fast alle ihre Entscheidung bislang nicht bereut (91 Prozent). Beim übrigen Drittel, das im Job eher nicht oder überhaupt nicht offen mit seiner Sexualität oder Identität umgeht, spielen verschiedene Gründe dafür eine Rolle: 53 Prozent achten auf eine strikte Trennung von Arbeit und Privatleben, daher gehe ihre Orientierung niemanden an. Bei 42 Prozent hat es bislang keinen Anlass gegeben, darüber zu sprechen. 36 Prozent fürchten, auf ihre Sexualität oder Identität reduziert zu werden. 27 Prozent haben außerdem Angst, von ihrem Team anders behandelt zu werden. Ein Viertel hat sich auch im privaten Umfeld noch nicht geoutet, und jeder Zehnte ist sich selbst über seine sexuelle Orientierung noch nicht sicher. Nur sechs Prozent verzichten aufgrund von negativen Erfahrungen an einem vorherigen Arbeitsplatz auf ein Coming-Out.

Kein Wunder, dass viele Mitglieder der LGBTQ-Community gezielt nach Unternehmen suchen, die ein inklusives und diverses Arbeitsumfeld bieten: Für 56 Prozent der Befragten ist dieser Aspekt entscheidend bei der Jobsuche. Dass sich ein potenzieller Arbeitgeber darüber hinaus für die Interessen der LGBTQ-Community einsetzt, halten 25 Prozent für wichtig. 31 Prozent achten zwar bei der Jobsuche zwar darauf, machen ihre Entscheidung aber nicht davon abhängig.

Zwar sei in Bezug auf Gleichberechtigung von Mitgliedern der LGBTQ-Community schon viel erreicht worden, gesellschaftlich wie im Berufsumfeld. "Als Arbeitgeber, Vorgesetzte und Kollegen können wir dazu beitragen, die Situation weiter zu verbessern", sagt Barbara Wittmann, Senior Director Talent Solutions und Mitglied der Geschäftsführung von LinkedIn DACH. "Weil die LGBTQ-Community bei der Jobsuche gezielt auf ein offenes Umfeld achtet, besteht in Zeiten des Fachkräftemangels insbesondere für Unternehmen nicht nur ein moralischer, sondern auch ein ökonomischer Imperativ, sich für Inklusion und Diversität einzusetzen."