Anzeichen für mental-emotionales Wachstum

Umfrage

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Etwa 70 Prozent der Personen in der Studie beobachten bei sich mindestens ein paar Anzeichen von Wachstum, lediglich bei 30 Prozent ist das aktuell nicht der Fall.

Wie entsteht Resilienz?

Frauen berichten von deutlich mehr psychischem Wachstum, obwohl sie im Mittel aktuell auch mehr negative und weniger positive Emotionen empfinden. Es gibt allerdings eine gravierende Ausnahme: Sie geben zu Protokoll, dass sie seit dem Beginn der Krise deutlich mehr Dankbarkeit spüren.

Für Männer trifft dies auch zu, aber nicht im gleichen Maße. Das Empfinden von mehr Dankbarkeit wiederum ist mit weitem Abstand jener Faktor, der das Erleben von Wachstum und resilientem Verhalten am besten vorhersagt.

"Wir wissen schon länger, dass Dankbarkeit ein wichtiger Schlüssel zur Überwindung von Krisen ist", erläutert Nico Rose. "Manche Menschen schaffen es, immer wieder ganz bewusst den Blick auf das zu richten, was ‚trotzdem gut‘ ist: die stärkenden Beziehungen im Leben, die Unterstützung, die man erhält, die kleinen und großen Herausforderungen, die man –trotz allem –kontinuierlich meistert." Ein solcher Blickwinkel lasse sich übrigens kultivieren, so Rose. Entsprechende Konzepte sind Teil von manchen Spielarten der Psychotherapie, beispielsweise zur Behandlung von Depressionen.

Das Erleben von psychischem Wachstum in der Corona-Krise hängt auch mit weiteren Faktoren zusammen, unter anderem einigen demografischen Aspekten: Menschen mit einem tendenziell höheren Einkommen und einer längeren Bildungshistorie berichten im Mittel von etwas mehr Anzeichen des Wachstums. Statistisch betrachtet steht der Einfluss dieser Faktoren jedoch deutlich hinter dem Kultivieren von Dankbarkeit zurück.

Der psychologische Hintergrund: Wohlbefinden ist mehrdimensional

Die meisten Menschen stellen sich psychologisches Wohlbefinden als einfaches Kontinuum vor, sprich: Manchmal geht es uns richtig gut, manchmal schlecht, an vielen Tagen normal gut. Die Daten der vorliegenden Studie und auch früherer Arbeiten deuten allerdings darauf hin, dass das tatsächliche Erleben vielschichtiger ist.

"Man kann sich die Anwesenheit von psychischem Unwohlsein und psychischem Wohlbefinden besser als verwandte, aber unabhängige Dimensionen vorstellen –wie in einem Koordinatensystem. Menschen können folglich psychologische Einschränkungen erfahren (Stress, negative Gefühle etc.) und gleichzeitig positive Entwicklungen verspüren (mehr Dankbarkeit, ein Mehr an Klarheit usw.)", so der Psychologe. "Diesem Wachstum in und nach Krisenzeiten wird außerhalb der Forschung meist zu wenig Beachtung geschenkt."

Da die Umfrage über Netzwerke wie Twitter, Xing, LinkedIn & Co.erfolgt ist, ist sie allerdings nicht repräsentativ. Sie bildet eher den gut ausgebildeten und monetär stabilen Teil der deutschen Bevölkerung ab, schränkt Rose ein.

"Menschen mit unterdurchschnittlichen finanziellen Mitteln hatten unter Umständen nicht im gleichen Maß die technischen Möglichkeiten oder die Energie, die Fragen zu beantworten. Ob jene Personen auch positive Entwicklungen erfahren haben,konnte hier kaum erfasst werden", sagt Nico Rose. "Vor diesem Hintergrund gilt es, derzeit in besonderem Maße solidarisch mit jenen Menschen zu sein, die – finanziell betrachtet – eher 'am Rand der Gesellschaft' stehen."


Annette Mattgey, Redakteurin
Autor: Annette Mattgey

Seit 2000 im Verlag, ist Annette Mattgey (fast) nichts fremd aus der Marketing- und Online-Ecke. Als Head of Current Content sorgt sie für aktuelle Geschichten, Kommentare und Kampagnen auf wuv.de. Außerdem verantwortet sie das Themengebiet People & Skills.