Andere Unternehmen greifen zwar auf Kurzarbeit zurück, Redaktionsbereiche sind aber derzeit davon ausgenommen. Der Medienkonzern Axel Springer in Berlin beantragte Kurzarbeit für Teilbereiche des Unternehmens oder Tochtergesellschaften. Darunter ist die Catering-Agentur Pace. "Aber auch Mitarbeiter des Empfangsbereichs sind in Kurzarbeit, da der Besucherverkehr bei Axel Springer natürlich nahezu vollständig zum Erliegen gekommen ist", hieß es in einem Statement eines Konzernsprechers. Bezogen auf den Bereich Redaktion sieht die Situation so aus: "Die Nachfrage nach verlässlichem Journalismus ist derzeit sehr hoch, wir verzeichnen insbesondere deutlich steigenden Traffic auf den digitalen Angeboten. Daher befinden sich bei unseren Newsmarken aktuell keine Mitarbeiter in Kurzarbeit."

Auch bei Bertelsmann ist die Situation in den Geschäftsbereichen unterschiedlich. Zwei Beispiele: Kurzarbeit wurde für den Dienstleistungs-Bereich Arvato beantragt. Im Konzernzweig Mediengruppe RTL wiederum befinde sich aktuell kein Mitarbeiter in Kurzarbeit, wie es am Freitag von dem Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern in Gütersloh hieß.

Ähnliches Bild bei der Funke Mediengruppe mit Sitz in Essen, die Regionalzeitungs- und Zeitschriftentitel im Portfolio hat. Ein Sprecher teilte mit: "Von der Kurzarbeit betroffen sind übergreifende Konzernbereiche, Eventbereich, Reisebereiche, Geschäftsstellen, einzelne Vermarktungsbereiche und Teile der Druckereien. Redaktionen sind nicht betroffen."

Und bei der Bauer Media Group sind in Hamburg ebenfalls keine Redakteure von Kurzarbeit betroffen. Das gelte auch für die Redaktionen der Tageszeitungen an den Standorten Magdeburg und Halle, wie es vom Konzern heißt. Allerdings seien Redakteure von Anzeigenblättern an den beiden ostdeutschen Standorten betroffen.

Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) trifft derzeit diese Einschätzung: Gut 80 Prozent der Verlage planten Kurzarbeit oder hätten diese bereits veranlasst. Typischerweise seien zum Beispiel Anzeigenabteilungen betroffen. Zudem hieß es: ”Nach unserer Kenntnis dürfte es bei mehr als 30 Prozent der Unternehmen auch Kurzarbeit in den Redaktionen geben.“

Dem Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) zufolge wurde auch in dessen Mitgliedsverlagen für Mitarbeiter in Redaktionen Kurzarbeit angemeldet.

In der Spiegel-Gruppe wird derzeit das Instrument der Kurzarbeit noch geprüft. Eine Sprecherin teilte mit: "Eine Entscheidung, ob und wenn ja in welchen Bereichen wir Kurzarbeit anmelden, ist aber noch nicht getroffen."

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger teilte am Freitag basierend auf einer Umfrage bei seinen Mitgliedern von dieser Woche mit: "17 Prozent der Verlage wollen auf Kurzarbeit, Stand heute, verzichten". 83 Prozent der Verlage hätten bereits in einzelnen Unternehmensbereichen (50 Prozent) oder im gesamten Unternehmen (33 Prozent) Kurzarbeit eingeführt oder erwögen dies. Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer sagte: "Meist sind Sales, Marketing, Konferenz- und Seminar-Bereiche sowie Verwaltungsabteilungen betroffen. Produktionsrelevante Bereiche und die Redaktionen sind aktuell wenig bis gar nicht betroffen, da die Nachfrage nach journalistischen Inhalten sowohl im Digitalen aber auch in Print groß ist."

Anna Ringle, dpa

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