Trotz Homeoffice:
Nach Corona: An Büroflachen wird nicht gespart
Die meisten Unternehmen wollen ihre Büroflächen nicht verkleinern, sondern halten am bisherigen Konzept fest. Stattdessen geht es darum, Flächen umzubauen, um mehr Raum für Austausch zu schaffen.
Trotz des aktuellen Homeoffice-Booms wollen nach einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) derzeit weniger als zehn Prozent der Unternehmen ihre Büroflächen in nächster Zeit reduzieren. Die meisten Unternehmen rechneten offenbar damit, nach der Coronakrise die Büros noch zu brauchen, fasste das IW das Ergebnis einer am Freitag veröffentlichten Umfrage unter 1200 Unternehmen zusammen. Zwei Drittel der Firmen haben demnach nicht vor, ihren Beschäftigten nach der Coronakrise mehr Homeoffice als vor der Krise zu ermöglichen.
Der Umfrage zufolge wollen lediglich 6,4 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten ihre Bürofläche verkleinern. Noch am ehesten dazu bereit seien große Unternehmen mit über 250 Beschäftigten sowie Kanzleien, Beratungen und Wirtschaftsprüfer. Doch auch hier seien es weniger als zehn Prozent der Firmen, die mit einem solche Schritt liebäugelten.
Homeoffice keine Dauereinrichtung
Aktuell werde das Homeoffice zwar intensiv und, wo es möglich ist, nahezu durchgehend genutzt, betonte Studienautor Oliver Stettes. Gehe es nach den Unternehmen, sei das aber nur eine Maßnahme auf Zeit. Dies erkläre auch, warum der erwartete Preisverfall auf dem Markt für Büroimmobilien bislang ausgeblieben sei. Die Mieten seien im vergangenen Jahr sogar leicht gestiegen, betonte das IW.
Weg von den Einzelbüros
Veränderungen stehen jedoch an, was die Nutzung vorhandener Flächen angeht. Knapp 17 Prozent der befragten Firmen planen, ihre Büros umzubauen. Beispielsweise wollen sie Gruppenbüros auflösen oder mehr Platz für Kommunikation und Austausch schaffen. Vor allem größere Unternehmen haben für den Umbau schon konkrete Pläne.
Kultur braucht einen Ort
Gerade in der Werbebranche ist die Begeisterung über dauerhaftes Homeoffice sehr verhalten. Thomas Strerath, einer der MediaMonks-Chefs, sagte im Top 5 Club der W&V: "Was ich erlebt habe: Kultur kann man schlecht von einem Ort lösen. Ich will nicht sagen, dass der Ort Kultur ist, aber er ist kulturprägend. Und die persönlichen Begegnungen sind das auch. Die Leute, die sehr seniorig sind, können ganz gut remote arbeiten. Das ist aber mit Junioren schwierig. Und ganz problematisch: eine neue Organisation aufzubauen, ohne den Raum für Begegnung zu schaffen." Aber Strerath fordert auch ein Umdenken weg von der reinen betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise: "Ich glaube deshalb, dass der Ort eine neue Bedeutung bekommen wird. Bürofläche wird weit weniger effizient gestaltet sein. Konzerne wie WPP haben das aus Effizienzgründen gemacht und eine Quadratmeterlogik entwickelt, die vorgibt, wie viele Platz pro Person nötig sind. Aber man wird zu anderen Parametern kommen."