Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung:
Vier von zehn Neueinstellungen sind befristet
Sie lassen sich schneller und günstiger besetzen - deswegen sind befristete Einstellungen bei Firmen so beliebt, gerade in größeren Betrieben. Ihnen dienen dieser Arbeitsverhältnisse als "verlängerte Probezeit".
Von zehn Neueinstellungen sind vier befristet. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Auf die Gesamtzahl der Beschäftigten bezogen arbeitet jeder zwölfte befristet. Auszubildende sind in dieser Zahl nicht berücksichtigt.
Überdurchschnittlich häufig greifen größere Betriebe zu Befristungen. Betriebe mit mehr als 75 Beschäftigten beispielsweise stellen mit einer um neun Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit befristet ein als kleinere Betriebe. Wenig überraschend nutzen Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten signifikant seltener als andere Betriebe Befristungen: Bei diesen Kleinstbetrieben gelten nicht die Regelungen des Kündigungsschutzgesetzes.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Stelle befristet besetzt wird, ist bei kurzfristigem Personalbedarf doppelt so hoch wie bei längerfristigem. Dennoch werden mit 85 Prozent die meisten befristeten Neueinstellungen bei längerfristigem Personalbedarf vorgenommen, da insgesamt nur jede zehnte Neueinstellung aufgrund eines vorübergehenden Bedarfs stattfindet.
Die Dauer des Stellenbesetzungsprozesses ist bei befristeten Stellen im Vergleich zu unbefristeten Stellen kürzer, und es werden auch weniger finanzielle Mittel beispielsweise für Stellenanzeigen oder Personalvermittler bei der Stellenbesetzung investiert. Im Schnitt dauern die Such- und Einstellungsprozesse bei befristet eingestellten Personen 14 Tage kürzer als bei unbefristeten Neueinstellungen.
Kürzere Stellenbesetzungsdauern aufgrund weniger intensiver Auswahlprozesse treten vornehmlich bei Neueinstellungen zur Deckung eines kurzfristigen und nur vorübergehenden Arbeitskräftebedarfs auf. Dass weniger finanzielle Mittel für die Besetzung befristeter Stellen investiert werden, gilt dagegen auch bei längerfristigem Bedarf. Befristete Neueinstellungen werden der IAB-Studie zufolge nicht nur zur Deckung eines vorübergehenden Arbeitskräftebedarfs genutzt, sondern auch als "verlängerte Probezeit". Auf Arbeitgeberseite besteht nach dem Arbeitsbeginn trotz verschiedener Verfahren zur Bewerberbeurteilung oftmals Unsicherheit über die Eignung der Bewerber und die Qualität der Passung zwischen den Anforderungen der Stelle und den Fähigkeiten des neuen Mitarbeiters. Befristete Beschäftigungsverhältnisse ermöglichen es Betrieben ohne hohe Entlassungskosten, die Arbeitsbeziehung über einen längeren Zeitraum zu erproben. Damit stellt eine befristete Neueinstellung ein Mittel dar, welches die Folgen von Unsicherheit im Einstellungsprozess abfedert.
Bei befristeten Neueinstellungen wird häufiger als bei unbefristeten auf Berufserfahrung als Einstellungsvoraussetzung verzichtet. Aus Sicht der Arbeitnehmer kann eine befristete Beschäftigung daher die Chancen verbessern, auch ohne Berufserfahrung eine Beschäftigung aufzunehmen oder etwa nach langer Pause den Wiedereinstieg in das Erwerbsleben bei einem neuen Betrieb zu schaffen. Zudem zeigen die IAB-Daten, dass Betriebe insbesondere bei Helfertätigkeiten deutlich häufiger Befristungen vornehmen. Die IAB-Studie beruht auf den Daten der IAB-Stellenerhebung mit mehr als 10.000 teilnehmenden Betrieben.