(Langjährige) Mitarbeiter mit echter Kompetenz überzeugen, Technologie verstehen, betriebliche Kennziffern beurteilen, dafür holen Unternehmen in der Regel Berater ins Haus. Aber welche? Dem Unternehmensberater fehlt das technische Knowhow, um in Zeiten der digitalen Transformation bestehen zu können. So mag der klassische BWL-Studiengang für die Betrachtung und Analyse der betrieblichen KPIs sinnvoll sein, für eine Beurteilung der digitalen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens jedoch nicht zwingend.

Inwieweit die digitale Transformation gelingt, entscheidet sich wesentlich auch über die vorhandene Dateninfrastruktur im Unternehmen. Doch die zu beurteilen – das setzt in der Regel profunde IT-Kenntnisse voraus. Hinzu kommt: Innovationsprozesse in Unternehmen laufen zunehmend Bottom-to-Top. Innovation ist dabei untrennbar mit Digitalisierung und Technologie verbunden. Beratung muss also zunehmend direkt an der operativen Ebene und nicht im Top-Management ansetzen. Doch wer hier erfolgreich beraten will, muss fachlich auf Augenhöhe wahrgenommen werden. Doch genau das werden die klassischen Consultants häufig nicht. Der externe IT-Experte andererseits steckt viel zu tief drin in technischen Details, um unternehmensstrategisch erfolgreich handeln zu können.

Die Grenzen zwischen Business, Strategie und IT-Consulting verschwinden

Ein Berufsprofil, das Technik und Consulting verbindet, existiert in Deutschland noch kaum. Nötig wird ein Berufsbild, das beide Kompetenzen bündelt – strategischen Weitblick und detaillierte Data-Kenntnisse. International hat sich der sogenannte Digital Architect längst durchgesetzt – per Definition ein Berater, der Technologien einsetzt, "um das Geschäft zu transformieren, Umsatz und Profitabilität zu steigern und die Wettbewerbsposition eines Unternehmens zu verbessern". In Deutschland assoziieren wir mit den Digital Architects immer noch in erster Linie Software-Entwickler bzw. Entwicklungs-Ingenieure. Fachexperten also, die sich in dem engen Korsett der IT bewegen. Doch das ist deutlich zu kurz gegriffen. Digital Architects müssen ihren Aktionsradius viel weiter stecken und in unternehmensstrategische Entscheidungen einbezogen werden. Das heißt im Umkehrschluss natürlich auch: Die Consulting-Branche steht ebenfalls vor einem grundsätzlichen Wandel. Die Grenzen zwischen klassischem Berater und IT-Systemberater verschwinden.

Francesco Loth ist seit Mai 2016 Geschäftsführer von Etecture. Zuvor hatte der Diplom-Wirtschaftsjurist die Position des Managing Director bei der United Digital Group inne. Von 2012 bis 2014 war Francesco Loth als geschäftsführender Gesellschafter für die E-Commerce Agentur Edoras tätig, die 2014 mit UDG fusionierte.


Autor: W&V Gastautor:in

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