Wenn es um die Kontrolle durch die Chef:innen geht, klaffen die Meinungen auseinander. Nur rund 20 Prozent der befragten Angestellten fühlen sich im Homeoffice durch ihre Führungskraft weniger kontrolliert. Allerdings ist jede dritte Führungskraft der Meinung, die Kolleg:innen im Homeoffice weniger zu kontrollieren. Mehr Kontrolle üben übrigens rund 10 Prozent der Führungskräfte aus.

Sabrina Zeplin, Geschäftsführerin Xing, betont in dem Zusammenhang, dass Remote Work auch Remote Führung benötigt: "Wir erleben derzeit einen echten Struktur- und Paradigmenwechsel, der auch ein neues Führungsverständnis voraussetzt. Es braucht Inspiration statt Kontrolle. Aufgabe der Führungskräfte ist es, Nähe trotz Distanz im Homeoffice, sowie gute Mitarbeitererfahrungen zu schaffen, um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen, zu halten und zu inspirieren."

Weniger Urlaub, mehr Erschöpfung

Nach einem dreiviertel Jahr mit Corona macht sich Erschöpfung breit. Rund drei Viertel – ca. 71 Prozent –  empfinden das Jahr 2020 als anstrengender und herausfordernder als die vorangegangenen Jahre. Ein Grund dafür könnte sein, dass rund 74 Prozent angaben, 2020 weniger Urlaub gemacht zu haben als in den Jahren zuvor – im Vergleich der höchste Wert innerhalb der drei deutschsprachigen Länder (Österreich: ca. 68 Prozent, Schweiz: ca. 70 Prozent)

Der geringe Anteil an genommenem Urlaub hat auch direkten Einfluss auf den Erholungsgrad: So fühlen sich rund 64 Prozent derjenigen Deutschen, die 2020 weniger Urlaub gemacht haben, auch weniger erholt.

Auch die allgemeine Stimmung ist schlechter: Ging es im Mai noch rund 52 Prozent der befragten Xing-Mitglieder sehr gut oder gut, sind es im November nur rund 44 Prozent. Allerdings lassen sich die Deutschen ihren Optimismus nicht ganz nehmen. Der Zukunft blicken die Befragten etwas positiver entgegen als im Mai: Wenn sie an die Situation in einem Jahr denken, sind die Aussichten für fast 55 Prozent sehr positiv bzw. positiv, im Mai haben rund 52 Prozent die Zukunft so positiv bewertet.

In Summe war das Arbeitsjahr 2020 – trotz Corona-Krise – für rund 57 Prozent der befragten Deutschen zufriedenstellend.

Derzeit weniger im Homeoffice

Im Vergleich zum Mai (47 Prozent) arbeitet derzeit nur jede/r Dritte komplett vom Homeoffice aus. Deutschland steht hier verglichen zu Österreich (ca. 38 Prozent) und der Schweiz (ca. 33 Prozent) eher schlecht da. Rund 40 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland arbeiten im November teilweise im Homeoffice, im Mai waren es noch ca. 24 Prozent. "An dieser Entwicklung sehen wir, dass sich hybride Office-Lösungen, also Arbeiten sowohl im Büro als auch im Homeoffice, durchzusetzen scheinen", so Zeplin.  

Soziale Kontakte sind nach wie das große Manko beim Homeoffice (ca. 73 Prozent). Die Vorgesetzten und die Kommunikation mit diesen fehlen nur etwas mehr als einem Viertel (ca. 26 Prozent).

Für jeden Dritten war Homeoffice Neuland

Die Arbeitssituation im Coronajahr untersucht auch der "D21-Digital-Index", eine repräsentative Studie der Initiative D21, durchgeführt von Kantar im Juni/Juli. Sie registrierte in diesem Jahr etwa einen doppelt so hohen Anteil an Personen, die von zu Hause aus arbeiten. 32 Prozent nutzten Telearbeit, Homeoffice oder mobiles Arbeiten Bei den Berufstätigen mit Bürojob liegt der Anteil sogar bei rund 60 Prozent – auch dies ist eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr.

34 Prozent der im Homeoffice Arbeitenden sind Erstnutzer:innen, die im Zuge der Pandemie erstmals von dieser Möglichkeit Gebrauch machten. Von den erfahrenen Nutzer:innen haben 38 Prozent in Folge der Pandemie mehr Homeoffice gemacht als vorher.

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Die Mehrheit der Nutzer:innen (59 Prozent) fand die Arbeit im Homeoffice teilweise effizienter, weil es weniger Ablenkung gab. Die große Mehrheit fühlt sich vom Arbeitgeber beim Umstieg ausreichend unterstützt (64 Prozent). Einen großen Vorteil des Homeoffice sehen 63 Prozent der befragten Berufstätigen in Bürotätigkeit in der größeren Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

"Das mobile Arbeiten hilft Unternehmen aktuell dabei, arbeitsfähig zu bleiben und die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. Die Krise wird so auch zur Chance: Firmen und Behörden bauen im Eiltempo die notwendige Infrastruktur auf und können so zukünftig flexibler agieren. Das macht die deutsche Wirtschaft widerstandsfähiger", sagt Thomas Jarzombek, Beauftragter des Bundeswirtschaftsministeriums für Digitale Wirtschaft und Startups.

Mitarbeiter:innen wollen Homeoffice, Chefs nicht so

"Beim Anteil des Homeoffice herrschen unterschiedliche Vorstellungen zwischen Führungskräften und Nicht-Führungskräften. Das digitale Arbeiten wird zum Kulturwandel im Berufsleben führen, der alle Beteiligten in den nächsten Jahren herausfordern wird", so Initiative D21-Präsident Hannes Schwaderer. "Die Erfahrungen der Berufstätigen im Corona-Jahr 2020 zeigen, dass die Barrieren für Homeoffice in der Vergangenheit weniger in der Hardware lagen als in den Köpfen vieler Führungskräfte."

Mit Blick auf die Zukunft nach der Corona-Pandemie möchten 36 Prozent der befragten Berufstätigen mit Bürojob künftig mindestens die Hälfte der Arbeitszeit von zu Hause aus arbeiten. Von den Befragten mit Homeoffice-Erfahrung kann sich sogar mehr als die Hälfte vorstellen, den Anteil auszubauen. 51 Prozent wünschen sich mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit als Homeoffice. Unter den befragten Führungskräften (aus allen Branchen und Tätigkeiten) gab dagegen nur jede vierte Person (25 Prozent) den Wunsch an, dass ihre Mitarbeiter:innen nach der Corona-Krise mehr im Homeoffice arbeiten sollten als vorher.

 

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Annette Mattgey, Redakteurin
Autor: Annette Mattgey

Seit 2000 im Verlag, ist Annette Mattgey (fast) nichts fremd aus der Marketing- und Online-Ecke. Als Head of Current Content sorgt sie für aktuelle Geschichten, Kommentare und Kampagnen auf wuv.de. Außerdem verantwortet sie das Themengebiet People & Skills.