Gründe für die Entscheidung nennt Burkhard Graßmann, Burda-News-Geschäftsführer: "Es muss gelingen, qualitativ hochwertige Magazine auch unter völlig veränderten Marktbedingungen marktwirtschaftlich zu produzieren. Wenn wir in Zukunft in diesem Bereich erfolgreich sein wollen, müssen wir rechtzeitig unsere Kräfte bündeln. Deshalb haben wir uns entschieden, im TV-Segment mit Funke neue Wege in der Zusammenarbeit zu gehen. Ich bedaure aufrichtig, dass damit im Fall von TV Spielfilm der Verlust von Arbeitsplätzen verbunden ist."

Unter diesen Verlierern ist Lutz Carstens, gewissermaßen der Vorgänger Philipp Schulzes. Chefredakteur Carstens hat die Marke TV Spielfilm seit 1999 geführt. Burkhard Graßmann dankt dem verdienten Mitarbeiter und sagt, Carstens habe "dazu beigetragen, TV Spielfilm zum Marktführer für digitale Programminformationen auszubauen. Ihm und der Redaktion ist es gelungen, eine Marke zu etablieren, die wie kaum eine andere für Innovation und erfolgreiche Transformation steht. Diesen Weg gilt es erfolgreich weiterzuführen."

Nur eben von anderen Personen in einem anderen Verlagssystem. Funke produziert bereits zahlreiche Programmtitel, darunter auch diejenigen, die im einst umkämpften Springer-Funke-Deal (2013-2016) enthalten waren, etwa die reichweitenstarken Titel Hörzu und TV Digital. Diese Portfolio-Stärkung war vor allem für Burda damals als Ärgernis aufgefasst worden.

Funke feiert Programmie-Kompetenz

So überrascht es kaum, dass Michael Geringer, Verlagsgeschäftsführer der Funke Zeitschriften, von der Kompetenz seines Hauses im TV-Segment spricht - und sich über die Wertschätzung dafür seitens Burda freut: "Diese Wertschätzung zahlen wir mit hochwertigen und relevanten Inhalten gerne zurück."

Erst vor zwei Wochen hatte Burda angekündigt, seine "Streamingkompetenz" ausbauen zu wollen. Daran ändert offenbar die Entlassung der kompletten Redaktion und die Übergabe an Funke nichts: Der Titel sei "mit über acht Millionen Usern Marktführer unter den digitalen Programmguides", verkündet Burda selbstbewusst und kündigt an, die "Programmempfehlungen auf allen Kanälen" auszubauen. 

Gerangel auf einem bröckelnden Markt

Burkhard Graßmann über die Wahl des Dienstleisters: "Funke gehört zu den großen Playern im TV-Zeitschriftenmarkt. Die Mediengruppe verfügt über 13 Marken im Segment der Programmzeitschriften mit einer Gesamtauflage von 4,6 Millionen. Wir haben somit einen hochkompetenten und erfahrenen Partner im Programmgeschäft an unserer Seite."

Das stimmt - und wird nun noch deutlicher: Von den meistverkauften Programmzeitschriften stammen künftig alle aus der Hand der Verlage Bauer (TV 14, TV Movie, Auf einen Blick, TV Hören und Sehen) und Funke.

Im Minus sind sie praktisch alle: Mit kleinen Aufwärtstrends kann jeder der bisher drei Programmie-Verlagsriesen einmal aufwarten. Funkes Nur TV macht in der Kombi +1,53 Prozent auf 2018 gut, Bauers TV pur 0,39 Prozent, der bisherige Burda-Titel TV Schlau 2,03 Prozent.

In der Millionärsliga spielen nur noch TV 14 und TV Digital, die halbe Million knacken nur noch die Top Ten (TV Spielfilm nur einfach berücksichtigt).

Verkäufe der Programmzeitschriften entwickeln sich seit Längerem rückläufig.

Verkäufe der Programmzeitschriften entwickeln sich seit Längerem rückläufig.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.