Ad Alliance Corona-Studie:
Das Leben in der Krise wird zum neuen Alltag
Ende März veröffentlichte die Ad Alliance eine Studie zum Medien-, Einkaufs- und Freizeitverhalten der Deutschen in Corona-Zeiten. Nach weiteren Wochen im Lockdown erschien nun Teil zwei der Studie.
Noch immer hat die Corona-Krise die Welt im Griff. Dennoch normalisiert sich langsam aber sicher das Leben vieler Menschen im Lande, wie das aktuelle Update der Ad Alliance-Studie „Die Corona Pandemie und ihr Einfluss auf den Alltag“ zeigt. Wie schon im ersten Teil der Studie wurden vom Bertelsmann-Vermarkter repräsentativ ausgewählte Personen über 16 Jahren nach ihrem Medien-, Einkaufs- und Freizeitverhalten befragt, das ganze diesmal im Zeitraum vom 7. bis zum 13. April und damit gut zwei Wochen nach der ersten Befragung.
Im Vergleich zur ersten Befragung hat sich manches geändert, doch sehr vieles ist auch gleichgeblieben oder hat sich nur unwesentlich bewegt. Zu letzterem Bereich gehört der Arbeitsplatz, den in etwa die Hälfte der befragten, berufstätigen Personen im Unternehmen oder beim Kunden ausübt und ein gutes Drittel im Home Office. Soziale Kontakte vermeiden 96 Prozent der befragten Personen derzeit so gut es geht, nach 94 Prozent in der ersten Befragung. Und immerhin 19 Prozent verstehen inzwischen die ganze Aufregung rund um Corona nicht, nach 16 Prozent im ersten Teil der Studie.
Vorsicht vor sozialen Netzwerken
Interessant sind die Ergebnisse zur Berichterstattung rund um das Virus. Hier genießen Wissenschaftler oder wissenschaftliche Institute, die Informationen in den Medien direkt erläutern, nach wie vor das größte Vertrauen. Gleichzeitig sind für gleichbleibende 89 Prozent der befragten Personen soziale Netzwerke besonders anfällig für die Verbreitung von Fake News zum Thema. Die größten Veränderungen gab es dabei in zwei Punkten: Von 45 auf 53 Prozent stieg die Zahl derer, die es für zunehmend schwierig erachten, vertrauenswürdige Informationen zum Corona-Virus und seinen Folgen zu erhalten. Und gar 53 statt zuvor 41 Prozent sind der Ansicht, einige Medien stellen die Pandemie schlimmer dar, als sie tatsächlich ist.
Und auch wenn es momentan kaum vorstellbar erscheint: Irgendwann wird die Krise vorüber sein und das normale Leben für die meisten Menschen wieder einkehren. Mehr als vier von fünf Personen wird die Lockerungen dann dazu nutzen, Freunde und Familie zu treffen und über zwei Drittel freuen sich auf den Besuch von Restaurants, Cafés oder Bars. Mit 21 Prozent Zustimmung fast ganz hinten liegt die Rückkehr zum gewohnten Arbeitsplatz. Ganz so schlecht finden die Menschen das Home-Office demnach offenbar nicht. Immerhin 41 Prozent der befragten Personen will übrigens ganz sicher verreisen, wenn das denn möglich werden wird und die bestehenden Reisebeschränkungen entfallen. 40 Prozent weiß das noch nicht und 19 Prozent wird ganz sicher nicht verreisen.
Mediennutzung in Corona-Zeiten
Viele Menschen im Lande haben derzeit mehr Freizeit als zuvor, sei es durch Kurzarbeit oder, noch schlimmer, durch Arbeitslosigkeit. Immerhin 49 Prozent der Personen nutzt diese zusätzliche Zeit zum Aufräumen und Ausmisten, während 45 Prozent häufiger Medien wie TV, Radio, Internet oder Zeitungen nutzen als das vor Corona der Fall war. Diese Zahl ist jedoch seit der ersten Befragung deutlich von damals 51 Prozent gefallen. Gestiegen ist dagegen die Beschäftigung mit den Kindern, mit Computer-Spielen, Gartenarbeiten und mit dem Kochen oder Backen. Gleichzeitig stieg das Interesse an Online-Seminaren, sportlicher Betätigung und generell Tätigkeiten in der Natur ganz deutlich an, was zumindest teilweise auf das schöne Frühlingswetter zurückzuführen sein dürfte.
Große Profiteure der Corona-Krise sind dennoch die Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime, TVNow und andere: 50 Prozent der befragten Personen nutzt diese Dienste mehr als vor Corona, während lediglich 34 Prozent häufiger auf die Mediatheken der Fernsehsender zugreifen und nur 33 Prozent öfter als vor Corona frei empfangbare Fernsehsender schauen.
Immerhin 38 Prozent nutzt während Corona häufiger Webseiten-Portale wie zuvor und 39 Prozent besucht öfter soziale Netzwerke von Twitter über Instagram bis Facebook. Derweil genießen Zeitungen einen um 19 Prozent und Zeitschriften einen um 16 Prozent gestiegenen Zuspruch. Diese Zahlen sind im Vergleich zur ersten Befragung nahezu unverändert geblieben. Sehr gut bleiben auch die Zahlen von Radio und Podcasts: Beide können mit 25 Prozent beziehungsweise 27 Prozent über den Vor-Corona-Zahlen ihr hohes Niveau bestätigen. Enorm gestiegen ist derweil die Anzahl der Abos von Video-Streaming-Diensten: Nach 10 Prozent in der ersten Befragung haben inzwischen 19 Prozent ein solches Abonnement abgeschlossen. Diese Steigerung könnte unter anderem auch mit dem Deutschlandstart von Disney+ zu tun haben, der am 24. März erfolgte und somit kurz nach Beendigung der ersten Umfragerunde.
Dass Werbung in Zeiten von Corona eventuell sogar noch mehr Sinn ergibt als sonst, zeigt die Frage nach der Werbeerinnerung. Diese stieg von der ersten zur zweiten Befragung in nahezu allen Bereichen deutlich an, wie die folgende Grafik bestätigt. Lediglich im Reisebereich ist ein marginaler Rückgang der Werbeerinnerung zu verzeichnen. "Die deutlich stärkere Wahrnehmung von Werbung über alle Branchen hinweg zeigt, dass Unternehmen, die ihr Werbeengagement weiter beherzt forcieren, langfristig profitieren können", kommentiert Andreas Kösling, CSO Ad Alliance, diese Zahlen. "Viele der Produkte, die beworben werden, stehen für Konsumgewohnheiten und schaffen damit eine Verknüpfung zur Normalität, nach der sich derzeit jeder sehnt. Andere Unternehmen wiederum nutzen souverän die Krise als Kommunikationsanlass und gewinnen damit Sympathien", meint Kösling.
Und schließlich zeigt Teil 2 der Studie eine Steigerung im Online-Shopping um nochmals 35 Prozent. Neben Büchern werden besonders häufig Kleidung, elektronische Geräte und Spielwaren gekauft. Mit der allmählichen Öffnung der Geschäfte dürfte sich die Waage wieder zunehmend in Richtung des stationären Handels verschieben, der die Käufe dringend gebrauchen kann.