Umso mehr freue man sich über das, was geschafft wurde. So hätten sich die Betriebsräte nach monatelangen Verhandlungen mit der Geschäftsführung auf die kaufmännischen Rahmenbedingungen für den Gemeinschaftsbetrieb geeinigt. Dabei ging es neben der Arbeitszeit und der Vergütung auch um die Gewinnbeteiligung, die Hausbräuche, den Wechsel von Spiegel Online zum Spiegel-Verlag und die Verträge mit dem Presseversorgungswerk.

Eine zweite Ebene wird eingezogen

Die redaktionelle Struktur wurde neu geordnet: Unterhalb der Chefredaktion gibt es jetzt eine zweite Ebene mit Blattmacher, Managing Editors, einem Nachrichten- und einem Entwicklungschef. Dazu zählt außerdem die Creative Direction, die erstmals die Optik aller Spiegel-Produkte verantworten wird. Zugleich wurde das Ressort Sonderthemen aufgelöst, diese Mitarbeiter sind nun in den Ressorts Leben und Geschichte angesiedelt. Dann gibt es noch das Ressort Audience Development, in dem Leserbriefe, das Forum und Social Media zusammenlaufen.

Ein Dashboard, mit dem die Performance der Spiegel+-Artikel gemessen wird, soll ebenfalls weiterentwickelt werden. Es soll künftig darüber Auskunft geben, welche Texte wie viele Interessenten bringt, welche Texte lange gelesen werden – also Größen, mit denen die Relevanz der Beiträge über Klickzahlen hinaus gemessen wird.

Neue Standards für die Dokumentation

Der Fall Relotius hat außerdem noch für neue Standards im Bereich Dokumentation gesorgt – auch wenn die Idee dazu schon vorher existierte. Der Entwurf einer Arbeitsgruppe wird derzeit diskutiert, im Herbst soll das "Standard-Book" dann fertig sein.

De Fusion ist damit allerdings noch lange nicht vollzogen. Denn Unterschiede würden ja nicht mit einem neuen Organigramm verschwinden: "Für eine gemeinsame Redaktion, die auch so empfunden und gelebt wird, braucht es gemeinsame Erlebnisse, gemeinsame Ziele, gemeinsamen Erfolg und durchaus auch gemeinsame Niederlagen. Dafür braucht es jede und jeden Einzelnen. Und es braucht Zeit."

Der Umbau sei letztlich ein riesiges Modernisierungsprojekt: "Wir stehen gerade mal am Anfang, der Wandel wird anhalten, er wird kompliziert und anstrengend bleiben." So weiter zu machen wie bsher sei jedoch keine Alternative gewesen. Das Ziel sehe so aus: "Wir wollen Journalismus so anbieten, dass er für Leser und Nutzer attraktiv ist und sie bereit sind, dafür zu bezahlen." Damit man weiterhin das bieten könne, "was wir am besten können und für wichtig halten: exzellenten, investigativen Journalismus."


Manuela Pauker
Autor: Manuela Pauker

ist bei W&V Themenverantwortliche für Media und Social Media; zwei Bereiche, die zunehmend zusammenwachsen. Die Welt der Influencer findet sie ebenso spannend wie Bewegtbild - als echter Serienjunkie ist sie sowohl im linearem TV als auch im Streaming-Angebot intensiv unterwegs. Ein echter Fan von Print wird sie aber trotzdem immer bleiben.