W&V Media: Und wenn wir den Markt in Deutschland angucken?
Dudenhöffer: In Deutschland haben wir in den ersten vier Monaten 25,5 Prozent weniger Neuwagenzulassungen gehabt als in der Vorjahresperiode. Gegenüber 2008 war das ein Minus von zwölf Prozent. Und das Jahr 2008 war in Deutschland kein gutes Jahr. Wir müssen uns dran gewöhnen, dass die großen Verluste noch in den nächsten Monaten kommen. Bei einzelnen Marken sind die Zulassungen über 60 Prozent im Keller. Daihatsu, Fiat und Lancia etwa verzeichnen einen Einbruch von über 60 Prozent gegenüber den ersten vier Monaten des Vorjahres. Bei Toyota und Suzuki sind es über 50 Prozent, bei Mitsubishi, Kia und Honda über 40 Prozent, bei Mazda, Subaru, Opel, Seat, Peugeot und Chevrolet über 30 Prozent. Und wir können das fortsetzen. Alle die eben genannten sind zusätzlich deutlich unter ihren Verkäufen des
Jahres 2008. Die Importeure trifft es am härtesten.

W&V Media: Die Autohersteller reiten auf der grünen Welle. Wie lange hält dieser Trend noch an? Sollten ihn die Autohersteller noch mehr befeuern?
Dudenhöffer: Wir haben den größten Wertewandel seit der Erfindung des Autos. Die Vollgas-Fraktion ist out. Der Kunde ist sehr sensibel für das Wort CO2. Und diese Sensibilität steigt. Schauen Sie, BMW hat in kluger Voraussicht ja schon seinen Claim dezent auf „BMW ist Freude“ – und nicht „Freude am Fahren“ – reduziert. Die nächste Stufe ist das Elektro-Auto und der Hybrid. Mercedes, BMW, Opel, Ford sind da gut im Rennen. Der VW-Konzern hängt um zwei Jahre zurück. Dort hat man den Wertewandel sehr spät mitbekommen.

W&V Media: Trotz Umweltschutz: Wo bleiben die Emotionen, über die sich die Marken ja differenzieren könnten?
Dudenhöffer: In der Zukunft differenzieren sich die Marken durch Effizienz-Innovationen. Das ist der Weg. Brumm, brumm ist von vorgestern. Mercedes wird in der nächsten S-Klasse mit einem Plug-in-
Hybrid den Verbrauch auf 3,2 Liter pro 100 Kilometer senken. Und trotzdem sehr agil sein. Das ist der größte Differenzierungsfaktor, den man sich vorstellen kann.

W&V Media: „Das Auto ist der Deutschen liebstes Kind.“ Gilt dieser Spruch noch? Oder stehen wir vor einem Wandel, das Auto immer mehr als Gebrauchsgegenstand statt Prestige-Objekt zu sehen?
Dudenhöffer: Liebstes Kind ist so eine Sache – ein Klischee. In der Welt, in der wir heute sind, gibt es keine singulären Dinge. Wir leben in einer Pluralität. Aber in dieser Pluralität gibt es eine ganze Reihe von hoch emotionalen Dingen – und dazu gehört das Auto genauso wie das i-Phone, der Club-Urlaub oder das Golf-Bag.

Das gesamte Interview sowie eine exklusive Auswertung der Spendings der Autobauer lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von W&V Media (6/2010).

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Autor: Christiane Treckmann

Christiane Treckmann ist Mitglied der W&V Redaktion. Ihre Interessen: das Spannungsfeld von Menschen, Marken und Medien - analog und insbesondere digital. Daher liegen ihr besonders Themen rund um Markenstrategien, Mediaplanung, Nachhaltigkeit, KI - und die Menschen dahinter am Herzen. Christiane ist zudem regelmäßige Moderatorin der W&V Webinare.