Die Ergebnisse:

Unterschiede zwischen Desinformation, Information, Werbung und Meinung werden zum Teil nur schwer erkannt

Nur 23 Prozent erkannten ein Advertorial richtigerweise als Werbung, 56 Prozent hielten es für eine neutrale Information. Falschinformation auf Facebook erkannten nur 43 Prozent der Befragten, während 33 Prozent hierin fälschlicherweise eine Information sahen. Ebenfalls kritisch ist die Unterscheidung zwischen meinungs- und tatsachenorientierten Beiträgen. Hier wird es vor allem bei journalistischen Beiträgen über politische Entscheidungen schwierig. So hielt ein Drittel der Befragten einen Kommentar für eine tatsachenorientierte Berichterstattung – weitere 15 Prozent waren sich hier nicht sicher.    

Ob eine Quelle vertrauenswürdig ist, wird oft richtig eingeschätzt. Interessenskonflikte werden seltener erkannt

Relativ gut waren die Befragten darin, die Neutralität oder Vertrauenswürdigkeit von Quellen einzuschätzen. Das gelang in verschiedenen Fragen zu mindestens 59 Prozent. Allerdings fiel es ihnen – trotz weiterführender Informationen – oft schwer, die konkreten Interessenskonflikte zu benennen. So erkannten 65 Prozent der Befragten, dass der Geschäftsführer eines Flugreisenportals als Autor eines Beitrags zum Thema Fliegen keine neutrale Quelle ist. Doch nur die Hälfte der Befragten konnte auch den konkreten Interessenskonflikt benennen.

Kennzeichnungsstrategien von Social-Media-Plattformen zu Desinformationen bisher kaum wirksam

Quer durch die Studie zeigt sich immer wieder, dass Plattform-spezifische Hinweise zum Teil wenig wirksam sind. Ob das Facebook-Label zum Faktencheck einer Falschnachricht oder der Wikipedia-Hinweis auf YouTube zur Finanzierung eines Staatssenders: Maximal ein Viertel der Befragten identifizierte die Markierung als hilfreichen Hinweis bzw. konnte die Information richtig einordnen. 

Menschen zweifeln an Unabhängigkeit des Journalismus von der Politik

Der Gedanke, es gäbe gemeinsamen Machenschaften zwischen Medien und Politik, ist weit verbreitet: Ein Viertel der Bevölkerung teilt "Lügenpresse"-Vorwürfe. 25 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Medien und Politik Hand in Hand arbeiten, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren, weitere 28 Prozent sagten "teils/teils". 24 Prozent glauben, dass die Bevölkerung in Deutschland von den Medien systematisch belogen wird, weitere 30 Prozent sagten "teils/teils". Nur die Hälfte der Befragten weiß zudem, dass Nachrichten über einen Bundesminister ohne die Genehmigung des Ministeriums veröffentlicht werden dürfen.

Insbesondere die journalistische Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird falsch eingeschätzt. Nur gut die Hälfte der Befragten konnte korrekt beantworten, dass Bundestagsabgeordnete nicht darüber entscheiden können, worüber der Rundfunk berichtet. Immerhin 22 Prozent glauben hier an eine politische Einflussnahme, weitere 24 Prozent gaben hier "ich weiß nicht" an. 35 Prozent der Befragten denken zudem, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Staatsministerin für Kultur und Medien unterstellt sei, 40 Prozent gaben hier "ich weiß nicht" an.

Knapp die Hälfte besteht den Test, nur 22 Prozent der Befragten erreichen insgesamt hohe Kompetenzwerte

Um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu ermöglichen, arbeitete der Test mit einem Punktesystem. Maximal gab es 30 Punkte. Der Durchschnitt schaffte aber nur 13,3 Punkte. Nur 22 Prozent erreichten hohe oder sehr hohe Kompetenzwerte und mit 46 Prozent liegen die meisten Befragten im Bereich der (sehr) geringen digitalen Nachrichten- und Informationskompetenz.

Jüngere Generationen kompetenter als Ältere – abhängig vom Bildungsabschluss

Mit dem Alter sinkt die digitale Nachrichtenkompetenz: Je älter, desto geringer die Kompetenzwerte. Neben dem Alter spielt auch Schulbildung eine zentrale Rolle. Besonders nachrichtenkompetent sind die hochgebildeten Befragten zwischen 18 und 39 Jahren, während die am wenigsten nachrichtenkompetenten Befragten Menschen unter 40 mit niedriger Schulbildung sind. Generell gilt quer durch alle Altersgruppen: Je höher die formale Schulbildung, desto höher die Kompetenzwerte und desto höher auch das Vertrauen in Journalismus und Politik.

Digitale Nachrichtenkompetenz hängt auch mit demokratischer Grundhaltung zusammen

Neben Bildung und Alter steht auch die demokratische Grundhaltung der Befragten in Zusammenhang mit digitaler Nachrichten- und Informationskompetenz. Dazu zählen die Wertschätzung für unabhängigen Journalismus, ein gewisses Grundvertrauen in Demokratie und Medien sowie die Fähigkeit, auch andere Meinungen zu tolerieren. Menschen, die diesen Einstellungen eher ablehnend gegenüberstehen, zeigten auch eine geringere Nachrichten- und Informationskompetenz.

Die besten Ergebnisse erzielten FDP-Anhänger:innen, dicht gefolgt von den Grünen. Danach folgen Anhänger:innen der Linken und der SPD. Ziemlich genau im Gesamtdurchschnitt liegen die Anhänger:innen der CDU. Abgeschlagen auf dem letzten Platz liegen die AfD-Anhänger:innen.

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Autor: W&V Redaktion

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