USA:
Ricky Gervais provoziert bei den Golden Globes
Im Austeilen ist der britische Moderator Ricky Gervais ganz groß, auch wenn seine Seitenhiebe einem Teil des Publikums der Golden Globes missfielen. Nicht nur deswegen ein überraschend unterhaltsamer Abend.
Bei den Golden Globes gibt es gleich mehrere große Gewinner - allen voran "Once Upon a Time in Hollywood", aber auch Moderator Ricky Gervais brillierte mit seinen boshaften Anspielungen. Unter anderem hielt er dem Publikum vor, dass einige darunter weit weniger Schuljahre vorzuweisen hätten als Greta Thunberg. Seine Tirade entwickelte sich in Windeseile zum Viralhit. Die Überraschungsverlierer des Abends waren Streamingplattformen wie Netflix und Amazon Studios. Sie waren weit weniger erfolgreich, als im Vorfeld spekuliert worden war. Weder The Irishman noch Two Popes erhielten Auszeichnungen.
Der Golden Globe für das beste Filmdrama geht in diesem Jahr an den Kriegsfilm "1917". Das gab der Verband der Auslandspresse in der Nacht zum Montag in Beverly Hills bekannt. Der britische Regisseur Sam Mendes drehte das Werk über den Ersten Weltkrieg so, dass es aussieht, als sei es in einer einzigen
Einstellung gefilmt - dafür nahm er auch den Preis für die beste Regie entgegen. Gleich drei Auszeichnungen gab es für "Once Upon a Time in Hollywood" von Quentin Tarantino. Der Film, eine Hommage an das Hollywood der 60er Jahre, wurde als beste Komödie geehrt. Außerdem gewann Tarantino den Preis für das beste Drehbuch, Brad Pitt den für den besten Nebendarsteller. Die Golden Globes gelten als Hollywoods wichtigste Filmpreise nach den Oscars.
Die amerikanische Schauspielerin Renée Zellweger freute sich über den Golden Globe als beste Schauspielerin in dem Drama "Judy" über die Schauspiel-Ikone und Sängerin Judy Garland. Bei den Männern gewann der US-Amerikaner Joaquin Phoenix (45) für seine Rolle in dem düsteren Thriller "Joker" den Globe als bester Drama-Darsteller. Beste Hauptdarstellerin in der Sparte Komödie/Musical wurde die US-Komikerin und Musikerin Awkwafina für ihre Rolle in der berührenden Tragikomödie "The Farewell".
Gleich zwei Auszeichnungen gab es auch für "Rocketman" über das Leben des Sängers Elton John: Der Brite Taron Egerton gewann den Golden
Globe als bester Hauptdarsteller in der Sparte Komödie/Musical - und Elton John selbst wurde für den besten Filmsong geehrt.
Deutsche Kandidaten hatte es diesmal nicht gegeben. Der Film "Systemsprenger" von Nora Fingscheidt hatte es nicht unter die Nominierten in der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film geschafft. Hier siegte der Südkoreaner Bong Joon Ho mit seinem gefeierten sozialkritischen Thriller-Drama "Parasite".
Bei den Golden Globes, über die rund 90 internationale Journalisten entscheiden, werden traditionell auch Preise für die besten Fernsehproduktionen verliehen. Als beste Dramaserie gewann nun "Succession" über einen alternden TV-Mogul - und der Brite Brian Cox dafür als bester Hauptdarsteller einer Dramaserie. Für ihre Darstellung von Queen Elizabeth II. in der Serie "The Crown" nahm die Britin Olivia Colman die Auszeichnung als beste Drama-Schauspielerin entgegen. In der Comedy-Kategorie wurde die britische Produktion "Fleabag" zur besten Serie gekürt; für deren Autorin Phoebe Waller-Bridge gab es auch den Preis als beste Comedy-Hauptdarstellerin. Beste Mini-Serie wurde das US-amerikanisch-britische Atomkatastrophendrama "Chernobyl".
Als Moderator der Globe-Show stand zum fünften Mal der britische Komiker Ricky Gervais auf der Bühne. Vorab hatten bereits zwei Ehrenpreisträger festgestanden: US-Moderatorin Ellen DeGeneres erhielt den Carol-Burnett-Preis als Ehrung für besondere TV-Persönlichkeiten, Schauspieler Tom Hanks den Cecil B. DeMille
Award für sein Lebenswerk.
Aliki Nassoufis und Barbara Munker, dpa