RTL-Geschäftsführer Jörg Graf stellte klar: "Wir verurteilen jegliche Form von Antisemitismus, Rassismus sowie Diskriminierung auf das Schärfste." Er fügte hinzu: "In Zeiten, in denen es darum geht, durch gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt gemeinsam eine schwere Krise zu bewältigen, wird RTL mit einer Unterhaltungsshow nicht die Bühne für Menschen sein, die ihrerseits Spaltung und Verharmlosung propagieren."

Die Schnittarbeiten dürften nicht ganz einfach werden, das Material ist beträchtlich. Der ursprüngliche Plan hatte ja vorgesehen, dass Wendler in den sogenannten Castingfolgen noch zu sehen sein und erst danach verschwinden sollte. In der ersten Folge schlug RTL dafür den Weg ein, den ohnehin oft belächelten Wendler als Witzfigur zu inszenieren, die allerlei Spott abbekam.

Nun soll auch das nicht mehr zu sehen sein. "RTL wird Michael Wendler komplett aus der Sendung schneiden", stellte der Sender klar - "selbst wenn dabei für die Zuschauer sichtbare, dramaturgische Lücken entstehen." Man distanziere sich klar von Wenders Äußerungen, in denen er "Lockdown-Maßnahmen zum Schutz von Menschenleben inmitten der Corona-Pandemie nun in national-sozialistischen Kontext" setze.

Am deutlichsten hatte zuvor der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker Konsequenzen aus der "KZ"-Äußerung gefordert. Wendler gehöre schlicht nicht ins Fernsehen. "Wer die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland mit einem KZ gleichsetzt und damit die Shoah derart relativiert, der sollte nicht von Woche zu Woche einem Millionenpublikum als Juror vorgesetzt werden", erklärte Becker. "DSDS" solle abgebrochen werden. Es sei denn, RTL finde einen Weg, die aufgezeichneten Folgen auch ohne Wendler zu zeigen. Das wird nun versucht.

Auch die NRW-Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hatte gewarnt. Die Aufregung um Wendlers Auftritte bei "DSDS" verschafften seinen "kruden Verschwörungsmythen" noch mehr Aufmerksamkeit, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Moderator Oliver Pocher, der sich seit geraumer Zeit Wortgefechte mit Wendler liefert, formulierte es auf Twitter noch etwas deftiger: "Das ist nur noch dreist, widerlich und asozial."

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, lobte die am Mittwoch getroffene Entscheidung des Senders. "RTL zeigt damit Verantwortung für die Wahrung der demokratischen Grundwerte unserer Gesellschaft", erklärte er der Deutschen Presse-Agentur. "Jemand, der Deutschland als Konzentrationslager bezeichnet und den Holocaust auf abscheuliche Art und Weise relativiert, ist nicht geeignet, in der herausgehobenen Position eines Jurors vor einem Millionenpublikum über die Qualifikation anderer Menschen zu urteilen."