Print-Medien:
Verleger: Zeitungszustellung ist in Gefahr
Eine aktuelle Studie zeigt: Die Zustellung von gedruckten Abo-Zeitungen ist für viele Verlage wirtschaftlich bald nicht mehr zu stemmen. Wer gedruckte Zeitungen nutzen will, könnte bald leer ausgehen.
Wer seine Tageszeitung am liebsten in gedruckter Form nutzt, könnte in den nächsten Jahren ein Problem bekommen. Das zeigt eine Studie, die Unternehmensberatung Schickler im Auftrag des Zeitungsverlegerverbands BDZV vorgelegt hat. Hauptprobleme für die Versorgung mit gedruckten Informationen sind demnach stark steigende Kosten für die Zustellung von Abonnementzeitungen bei zugleich sinkenden Stückzahlen.
Laut der Studie konnten die Verlagshäuser im Jahr 2014 noch alle - rund 11.000 - deutschen Gemeinden zu "betriebswirtschaftlich sinnvollen Konditionen" mit Abonnements beliefern. Mittlerweile sei dies für fast 720 Gemeinden nicht mehr der Fall. In fünf Jahren wären von dem Versorgungsengpass der Untersuchung zufolge bereits 4400 Gemeinden betroffen - dies entspricht rund 40 Prozent aller deutschen Gemeinden.
Digital ist nicht immer eine Lösung
"Insbesondere ältere Leserinnen und Leser sind nicht bereit oder in der Lage, von der gedruckten auf die digitale Version umzusteigen", so BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff. Zugleich laufe ein Verweis auf die vorhandenen digitalen Angebote der Zeitungen häufig ins Leere, da es in Deutschland nach wie vor vielerorts an der notwendigen Netzabdeckung mangele.
Im Bereich der digitale Bezahlangebote der Zeitungen werden es eine Übergangslücke von mindestens fünf Jahren geben, "die es für die Verlage zu überstehen gilt, bis das digitale Geschäftsmodell greift." In dieser Übergangszeit bilde die Zustellung der gedruckten Exemplare weiterhin das wirtschaftliche Rückgrat der deutschen Zeitungen.
Forderung nach mehr staatlicher Unterstützung
Die Zustellkosten für die Verlage belaufen sich jährlich auf rund 1,36 Milliarden Euro. Laut Schickler werden die Kosten weiter ansteigen und 2025 bei etwa 1,77 Milliarden Euro liegen. Demgegenüber sinken die Einnahmen der Verlage seit Jahren. Die Mitglieder des Deutschen Bundestags hätten die gesellschaftspolitische Relevanz der flächendeckenden Versorgung mit Zeitungen zwar grundsätzlich erkannt. Die im Bundeshaushalt erstmals errichtete Förderung in Höhe von nicht einmal einem Cent pro ausgetragenem Zeitungsexemplar stehe nach Ansicht des BDZV jedoch in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Problem. Denn: Die Zustellung eines Exemplars verursacht Kosten von durchschnittlich 45 Cent.
"Als systemrelevante Infrastruktur sichert die Zeitung die mediale Grundversorgung der deutschen Bevölkerung," sagt Wolff. Wie wichtig dies ist, sei gerade in der Corona-Krise wieder deutlich geworden. Eine nachhaltige Unterstützung des flächendeckenden Zugangs zu gedruckten Zeitungen sollte den handelnden Politkern nicht weniger förderwürdig sein als die der Computerspiele- oder Filmindustrie, so Wolff. Zum Vergleich: Letztere erhalten jährlich insgesamt knapp 250 Millionen Euro Unterstützung vom Staat – laut BDZV 22 Mal so viel, wie es für die Unterstützung der Zeitungszustellung vorgesehen ist.