Branchen-Disruption:
Videostreaming kills the Pay-TV-Stars
Traditionelle Bezahlfernseh-Plattformen reagieren auf die sich verändernden Konsumenten-Erwartungen – mit flexibleren Abo-Möglichkeiten, aber auch mit einem neuen Selbstverständnis.
"Das Leben steht nicht still von Monat zu Monat", sagt Marc Allera, CEO der Consumer Group des britischen Telekommunikations- und Pay-TV-Anbieters BT (vormals British Telecom). Und das gelte auch für die TV-Gewohnheiten der eigenen Kunden. "Flexibel zu sein steht da schon eher im Einklang damit, wie unsere Kunden in einer Streaming-Welt Content konsumieren wollen", so Allera weiter.
Aufgrund dieser Einsicht ändert das Unternehmen vom 21. Februar an seine Abonnements-Strategie bei der Bezahlfernseh-Einheit BT TV radikal: Nämlich weg von langfristigen Abo-Verträgen und hin zu flexiblen, monatlich veränderbaren oder kündbaren Abos nach dem Vorbild der Videostreamingdienste Netflix oder Disney+.
So können die BT-Kunden künftig Einzelpakete etwa im Entertainment- oder Sport-Bereich abonnieren, beginnend mit einer Monatsgebühr von 10 Pfund bis hin zu 60 Pfund pro Monat für ein All-inclusive-VIP-Paket. Zudem haben die Abonnenten nun die Möglichkeit, die verschiedenen Pakete von Monat zu Monat zu wechseln, weitere Pakete hinzuzufügen oder schnell wieder zu kündigen. Darüber hinaus wurde die Suchfunktion ausgebaut – ebenfalls eine Reaktion auf den Erfolg der auf Personalisierung setzenden Videostreamingdienste.
Wie berichtet, hatte im Dezember auch der Pay-TV-Anbieter Sky in Deutschland seine Preisstrategie überarbeitet. Seither bietet das Unternehmen ein günstiges, monatlich kündbares Sport Ticket für 9,99 Euro pro Monat an.
"Letzter verzweifelter Versuch"
Doch das Umdenken bei den Pay-TV-Plattformen zeigt sich noch in einem weiteren Punkt: Die Unternehmen verstehen sich nunmehr primär als Aggregations-Plattformen. So hat jetzt BT neue Vereinbarungen mit dem Konkurrenten Sky getroffen, um neben den eigenen Sportkanälen auch Sky Sports und das zu Sky gehörende Online- und On-demand-Angebot Now TV anbieten zu können. Im Gegenzug integriert Sky die BT-Sportkanäle in seine eigenen Pakete. Darüber hinaus können über die BT-Plattform die Streamingdienste Netflix und Amazon Prime Video genutzt werden. Bezahlt wird dabei über eine einzige Rechnung.
Pete Oliver, Marketingchef der BT Consumer Group, bezeichnet denn auch den Strategiewechsel als "Game changer" für die Kunden, durch den ihnen eine größere Auswahl und mehr Freiheit beim Zugriff auf den Content über eine einzige Plattform ermöglicht werde. Doch nicht alle Branchenexperten sind von dem BT-Strategiewechsel überzeugt. "Dieser lange überfällige Schritt", sagt beispielsweise Paolo Pescatore, Media Analyst beim Marktforscher PP Foresight, gegenüber dem Londoner Business-Blatt City A.M., "fühlt sich wie ein letzter verzweifelter Versuch an, im TV-Geschäft erfolgreich zu sein."