Schubert erneuerte die Kritik an der geplanten E-Privacy-Verordnung. Das "faktische Cookie-Verbot" würde letztlich große Login-Plattformen aus Übersee, Google und Facebook, stärken. "Das wäre weder wettbewerbs- noch digitalpolitisch akzeptabel". Schubert plädierte dafür, stattdessen die im vergangenen Jahr in Kraft getretene Datenschutzgrundverordnung zu reformieren. Das EU-Gesetz muss 2020 ohnehin überprüft werden.

Besonders kritisch sieht Schubert naturgemäß die Überlegungen der Regierungspartei SPD, an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel einzuschränken. Das würde auch nichts bringen. "Werbeverbote haben keinen gesundheitsfördernden Effekt".

Wirtschaft im Abschwung

Die aktuelle Entwicklung der Werbekonjunktur sieht der Dachverband verhalten. Es sei ein "ernster Realismus" eingekehrt, sagte Schubert. Nur zwölf Prozent der ZAW-Mitglieder stuften die derzeitige Lage in einer Umfrage als gut ein.

Schützenhilfe bekam Schubert vom Freiburger Wirtschaftsprofessor Lars P. Feld. Der Volkswirt, der auch Mitglied der so genannten Wirtschaftsweisen ist, sieht die deutsche Wirtschaft "im Abschwung", allerdings liege "auch keine Rezession" vor.

Man könne die derzeitige Lage auch als Normalisierung sehen, so Feld. Schließlich "befanden wir uns in den letzten Jahren im Boom".

Entscheidend sei, wie sich einige Risikofaktoren entwickelten. Feld nannte den Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Gefahr eines unkontrollierten Brexits und ein "Wiederaufflammen der Eurokrise". Gefahrenpotenzial sieht der Volkswirt dafür vor allem in Italien.

Der Brexit könne ganz unmittelbare Folgen für die deutsche Wirtschaft haben, warnte Feld. "Es ist wirtschaftspolitisch eine wesentliche Frage, dass Großbritannien in der EU bleibt". Je enger sich die Briten weiterhin an den Binnenmarkt bänden, desto besser auch für Deuschland.


Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.