Mir hat besonders gut die Folge gefallen, in der Jennifer erzählt, wie sie mit einem Mann aus dem Bekanntenkreis eine Co-Elternschaft eingegangen ist. Also: Kind kriegen ohne ein Liebespaar zu sein. Oder auch Käthe und Gregor, die es nach einer schmerzhaften Trennung geschafft haben, gut und einvernehmlich für ihr Kind weiterhin da zu sein. Wie gut die Geschichten ankommen, zeigt auf der Instagram-Account des Podcasts, der inzwischen mehr als 7000 Abonnenten zählt. Kein Wunder: Der Bedarf an Austausch ist riesig - vor allem in Corona- und Lockdown-Zeiten, in denen das Thema Elternsein noch viel mehr auf die Probe gestellt wird als sonst. Nach dem hören der kurzweiligen Geschichten habe ich jedesmal das Gefühl, noch mehr Teil einer Menschengruppe geworden zu sein, die zwar alle das Gleiche teilen (nämlich Eltern zu sein), in ihren Erlebnissen, Hintergründen und Geschichten aber nicht unterschiedlicher sein können. Eltern ohne Filter lässt eine Community entstehen, die sich in ihrem Unterschiedlichsein verbunden fühlt. Platz ist hier für jeden und jede Geschichte.

Geschichten ohne den erhobenen Zeigefinger

In einfühlsamen Gesprächen, die nie bemitleidend oder beurteilend sind, kommen Eltern zu Wort, die unterschiedliche Erfahrungen mit ihren Kindern und mit sich und ihrer Beziehung gemacht haben. Sie erzählen ehrlich und ungeschönt, unterhaltsam, berührend und oft sehr lustig vor dem Mikrofon davon und der Anspruch ist nie, sie zum Role Model zu erheben oder als gutes Beispiel nach vorne zu schicken.

Genau ist der Punkt, an dem sich "Eltern ohne Filter" von anderen Eltern-Podcasts unterscheidet. Am Ende des Podcasts steht nicht die Erwartung, durch das Gehörte eine bessere Mutter oder ein besserer Vater geworden zu sein. Es geht einzig darum, andere Geschichten zu hören, den Horizont zu erweitern und die Folge im Herzen mitzunehmen und zu bewahren. Und genau das gelingt fast jedes Mal und gibt Eltern in all ihrem Bemühen und ihrer Unperfektheit das Gefühl, nicht perfekt sein zu müssen und angenommen zu sein.


Lena Herrmann
Autor: Lena Herrmann

hat bei der W&V ihr journalistisches Handwerkszeug gelernt und dort viele Jahre lang hauptsächlich markenstrategische Themen verantwortet, bevor sie sich als freiberufliche Journalistin und Podcast-Redakteurin selbstständig gemacht hat. Zudem hat sie die Podcast-Formate der W&V maßgeblich entwickelt und betreut. Sie ist Podcast-Host und steht regelmäßig als Moderatorin auf der Bühne.