Corona-Krise:
Amazon stellt den Betrieb in Frankreich ein
Schlechte Nachrichten für Amazon in Frankreich: Nach einem Gerichtsurteil setzt das Unternehmen den Betrieb seiner Verteilzentren vorläufig aus. In den USA kürzt der E-Commerce-Riese derweil seine Affiliate-Provisionen.
Nach einem Gerichtsurteil setzt Amazon den Betrieb seiner Verteilzentren in Frankreich vorläufig aus. Das teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Ein Gericht in Nanterre bei Paris hatte dem Online-Händler zuvor auferlegt, sich auf eine Auswahl wichtiger Artikel zu beschränken. Wie lange die Aussetzung laufen soll, wurde explizit nicht mitgeteilt. "Diese Woche werden wir die Mitarbeiter unserer Verteilzentren bitten, zuhause zu bleiben", schrieb das Unternehmen. Ob es dabei bleibt, ist nach jüngsten Entwicklungen fraglich. Denn es sei offen, wann die Verteilzentren wieder öffnen werden. Er könne dafür aktuell keinen Termin nennen, sagte Amazons Frankreich-Chef Frederic Duval.
Angesichts der drohenden Strafe von einer Million Euro pro Verstoß sei das Risiko einer solchen Lösung jedoch zu hoch, sagte Duval dem Radiosender RTL. "Ich kann nicht genau definieren, was ein Hygieneartikel ist - gehört ein Nagelknipser dazu? Und sind Präservative ein medizinisches Produkt? Ich weiß es nicht."
Das Gericht hatte am Dienstag erklärt, der Online-Händler habe in der Coronavirus-Krise seine Verpflichtungen zum Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Angestellten in seinen Logistikzentren nicht ausreichend erfüllt. Der Versandhändler solle sich daher in Frankreich auf Bestellungen von Lebensmitteln sowie Hygiene- und Medizinproduktenbeschränken. Amazon müsse nun in allen Lagern eine Risikobewertung durchführen und erforderliche Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen treffen. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben erstaunt über das Urteil und kündigte an, dagegen in Berufung zu gehen. Amazon habe bereits erheblich investiert, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten und zu verbessern.
In der Coronavirus-Krise greifen auch Franzosen verstärkt auf Online-Einkäufe zurück. Um den Andrang zu bewältigen, hatte Amazon bereits vor drei Wochen entschieden, in Frankreich keine Bestellungen von Artikeln mehr anzunehmen, die nicht für das tägliche Leben wichtig sind.
Drastische Einschnitte bei den Affiliate-Provisionen in den USA
Eine schlechte Nachricht gab es auch Partner des Affiliate-Programms "Amazon Associates". Denn zumindest in den USA will Amazon seine Provisionen in einigen Kategorien erheblich zurückfahren. So sollen die Provisionen im Möbelbereich nach Informationen von CNBC von derzeit acht auf drei Prozent sinken. Im Lebensmittelbereich werden die Vergütungen von fünf auf ein Prozent gestutzt. Ob dies als kurzfristige Reaktion auf die Corona-Pandemie zu verstehen ist, mit der der E-Commerce-Riese kurzfristig die enorme Nachfrage zu drosseln versucht, wollte ein Amazon-Sprecher auf Nachfrage nicht verraten. Ebenfalls nicht bekannt ist, ob die Einschnitte auch Associates in anderen Ländern betreffen werden.
Sicher ist allerdings: Die Anpassungen im Affiliate-Programm treffen Publisher wie BuzzFeed, die New York Times oder Vox Media inmitten der Corona-Krise und der dadurch gestoppten Media-Budgets vieler Werbekunden noch einmal härter. Über regelmäßig Kaufratgeber, die Leser dazu motivieren sollen, Produkte bei Amazon zu kaufen, generierten sie in der Vergangenheit beträchtlichen Umsatz. Die kurzfristige Ankündigung sechs Tage vor der Umstellung der Zahlungsmodelle begründete Amazon lapidar damit, in regelmäßigen Abständen seine Strategien zu überprüfen und an die Marktgegebenheiten anzupassen.