Die überwiegende Mehrheit legte aber – wenig überraschend – mehr Wert auf ein gutes Gehalt und Karrierechancen als auf eine ansprechende Ausstattung. Trotzdem betont Lehmann die steigende Priorisierung des Arbeitsumfeldes bei Millennials – sind sie doch ein zentraler Punkt, mit dem Coworking Spaces beworben werden.

Müdigkeit inmitten liebloser Büromöbel: Das soll dort nicht passieren. Modern und ansprechend soll es sein, mit der Möglichkeit zum Networking an der Kaffeemaschine.

Wer das Homeoffice satt hat, könnte sich in einem Coworking Space wohlfühlen

Für Freelancer, junge Selbstständige und kleine Start-ups klingt das ideal. Auch wer das Homeoffice satt hat, könnte sich in einem Coworking Space gut aufgehoben fühlen.

Verena Brinks vom Leibniz Institut für Raumbezogene Sozialforschung hat ihre Diplomarbeit über „Coworking Spaces“ als neue Orte „zwischen Digitalisierung und Re-Lokalisierung“ geschrieben.

Über die Vorteile eines Coworking Spaces sagt sie zu W&V: „Mir haben die Befragten gesagt, dass sie in einem Coworking-Büro Privates von Beruflichem trennen können – anders als im Homeoffice. Außerdem haben Freelancer für Kunden eine Büroadresse nach außen. Andere Vorteile, die genannt wurden, waren die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, auch über Events, die von den Anbietern veranstaltet wurden. Positiv bewertet wurden auch die flexiblen Mietverhältnisse – die sich aber je nach Anbieter höchst unterschiedlich gestalten können.“

Bei den Anbietern gibt es große Unterschiede

Es gebe aber auch Nachteile: „Es ist laut wie in einem Großraumbüro. Zwar gibt es abgeschlossene Räume, aber viele tragen Kopfhörer, um sich konzentrieren zu können. Außerdem sind Coworking Spaces eher für digitale Laptoparbeiter ausgerichtet: Wer zum Arbeiten eine größere Ausstattung braucht als Laptop und Wlan, muss vorher prüfen, ob eine geeignete Infrastruktur dafür vorhanden ist.“

Für Menschen, die beim Arbeiten absolute Ruhe brauchen oder auf eine aufwändige Ausstattung angewiesen sind, ist ein Coworking-Büro also eher ungeeignet.

Brinks rät jedem, der sich für Coworking-Büros interessiert, sich die Orte vorher einmal anzuschauen. „Es gibt große Unterschiede bei den einzelnen Anbietern, was die Preise, Ausstattung und Atmosphäre angeht. Man kann aber vorbeigehen, vielleicht eine Tageskarte kaufen oder mit dem Betreiber sprechen, wie die Rahmenbedingungen sind.“

Dann könne man einschätzen, ob man in der Umgebung arbeiten und wie lange man sich verpflichten möchte, einen Arbeitsplatz zu mieten.

Immer mehr Unternehmen entdecken Coworking für sich

Was Freelancer auch beachten sollten: Viele Coworking-Anbieter beherbergen mittlerweile mehr Unternehmen als Einzelpersonen. Start-ups und kleine Firmen entdecken gerade die Coworking-Büroflächen für sich.

Lehmann fügt hinzu, dass vermehrt Unternehmen aus kleineren Städten Coworking Spaces in den Innenstädten von Berlin oder Hamburg mieten würden, um dort junge, kreative Menschen anzulocken und innovative Teams aufzubauen.

Doch nicht nur der Büromangel und das Buhlen um junge Nachwuchstalente, die laut Umfrage einen Arbeitsplatz in der Innenstadt bevorzugen, treiben Unternehmen in die Coworking Spaces.

Auch aus Kostengründen kann es sich für kleine Firmen lohnen. Der Immobiliendienstleister JLL hat vergangenes Jahr für Hamburg in einer Beispielrechnung die Kosten eines eigenen Büros samt Ausstattung denen eines Coworking Spaces gegenüber gestellt.

Das Ergebnis: Wer mit weniger als zehn Mitarbeitern ein Büro sucht, mietet die ersten drei Jahre bei einem Coworking-Anbieter günstiger. Danach kippt das Verhältnis jedoch und ein eigenes Büro wird rentabler.

Dieser Artikel ist zuerst bei lead-digital.de (2018) erschienen.