Auch Jeff Bezos selbst nimmt John Oliver auf die Schippe - unter anderem deswegen, wofür er seine enormen Gewinne ausgibt: Raketen in Penis-Form (ab ca 17.20), stichelt die Late-Night-Redaktion.

Zuletzt (ab Minute 19) präsentiert Oliver seine Version eines "ehrlichen" Amazon-Spots - die Variante des E-Commerce-Riesen ist in der Sendung ab ca Minute 2 zu sehen.

Amazons Verantwortlicher für Operations, SVP Dave Clark, hat sich via Twitter geäußert: Er selbst sei ein Fan von Olivers Show, aber diesmal liege er falsch, schreibt Clark. Amazon biete unter anderem 15 Dollar Mindestlohn (mehr als der US-Schnitt) - und die Redaktion von "Last Week Tonight" habe leider nie eine der Einladungen zur Tour durch die Arbeitsumgebungen bei Amazon unternommen. Oliver und sein Team täten Amazon unrecht.

Die Lohnuntergrenze erwähnt Oliver in der Sendung - ebenso, dass Amazon nicht das schwärzeste Schaf der Branche sei. Dafür hänge die Latte allerdings nicht allzu hoch, so Oliver weiter.

Amazon habe im Handel den Wettbewerbsdruck enorm erhöht; daher gehört dem Konzern von Jeff Bezos der größte Teil der Sendezeit, die John Oliver und seine Redaktion dem Thema Warenlager und Handel gewidmet haben. Der Handelskonzern Walmart und Verizons Logistiker XPO kriegen ebenfalls ihr Fett weg.

Und: John Oliver mahnt auch die glücklichen und bequemen Amazon-Besteller: "Je besser wir hinsehen, desto eher merken wir, dass diese Bequemlichkeit ihren Preis hat", sagt der Moderator. Dass wir nicht mehr in den Laden gehen müssten, um einzukaufen, sondern alles einfach zu uns kommt, sei nicht einem Algorithmus zu verdanken, sondern einem System, dass die schwächsten in der Gesellschaft ausbeute.

Amazon-Kunden würden für die Nutzung bezahlen

Und dieses System funktioniert so gut, dass einer Studie zufolge viele Kunden nicht mehr darauf verzichten wollen. Das Handelsblatt zitiert aus einer Studie des Handelsforschungsinstituts IFH: Derzufolge kaufen 94 Prozent aller deutschen Onlineshopper bei Amazon.de ein, rund 17,3 Millionen sind bei Amazon Prime – mehr als jeder dritte Kunde.

Gefühlt ist der Onlinehändler für viele Konsumenten unverzichtbar. Auf die Frage, was sie bereit wären zu zahlen, nur um weiterhin die Plattform nutzen zu können, nannten die Probanden der IFH-Studie im Schnitt eine monatliche Gebühr zwischen 7 und 11 Euro. Prime-Kunden, die mehr als 50 Prozent ihrer Einkäufe über Amazon erledigen, hielten sogar eine Gebühr von 12 Euro für noch vertretbar.

Außerdem kauften die Amazon-Kunden eher mehr, als sie eigentlich gekäuft hätten - weil es so bequem ist. Für andere Händler, stationär wie online, ist es schwer, dagegen anzukommen. Unmöglich aber ist es nicht.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.