Technik-Kolumne:
TechTäglich: Amazon – Fitness-Armband hört zu
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit Amazon als Fitnesstrainer und mit der ersten Gesichtsmaske als Luftreiniger.
Amazon: Neues Fitness-Armband hört zu
Amazon hat in den USA ein neues Fitness-Armband und einen dazugehörigen Abo-Dienst gestartet. Im Vergleich zur etablierten Konkurrenz von Fitbit bis Garmin geht der US-Gigant aber völlig neue (und umstrittene) Wege. Denn das Amazon Halo Band hört seinem Nutzer zu – und will das Körperfett anhand von Selfies analysieren. Das Magazin Gizmodo schwankt bei seiner ersten Bewertung zwischen Spott und Entsetzen: "Amazons neuer Fitness-Tracker klingt nach einem Desaster zwischen Körperscham und Lauschangriff." Das Armband ist in den USA vorerst nur per Einladung inklusive Sechs-Monats-Abo für den dazugehörigen Fitnessdienst Halo für 64,99 Dollar zu haben. Später soll der Preis auf 99,99 Dollar plus monatlich 3,99 Dollar Abogebühr steigen.
Neben den üblichen Fitness- und Gesundheitssensoren ist das Halo Band mit zwei Mikrofonen ausgestattet, die dem Nutzer ähnlich wie Alexa zuhören. Das System soll die Emotionen des Trägers erkennen, ihn zur Ruhe und zur Beruhigung seiner Stimme mahnen. Zur Messung ihres Körperfetts sollen die Halo-Besitzer per Smartphone-Kamera regelmäßig ein Ganzkörper-Selfie von sich aufnehmen. Künstliche Intelligenz analysiert dabei die Abnehm-Fortschritte. Über einen Schieberegler lässt sich per Foto begutachten, wie man mit weniger Körperfett aussehen würde. Damit daraus kein Alptraum für magersüchtige Jugendliche wird, ist diese Funktion laut Hersteller auf Nutzer über 18 Jahren und auf gesundheitlich unbedenkliche Körpermaße beschränkt. Außerdem verspricht Amazon wie gewohnt: Die Daten aus der Stimmanalyse und die Körperfett-Selfies werden (ebenso wie Alexa-Sprachaufnahmen) natürlich nicht weitergegeben und landen auch nie versehentlich in falschen Händen.
Apple: Jetzt auch 30-Prozent-Ärger mit Facebook
Der Unmut über Apples 30-Prozent-Anteil an allen Einnahmen aus seinem App Store zieht immer weitere Kreise. Nun hat Apple ein App-Update blockiert, in dem Facebook seine Nutzer in einem Hinweis darüber informieren wollte, dass Apple bei der Buchung von Veranstaltungen einen Anteil von 30 Prozent erhält. Zudem sollte unter der Preisangabe als zweite Information stehen: "Facebook erhält keine Gebühren aus diesem Kauf." Laut Apple verstoßen diese Hinweise gegen eine App-Store-Vorschrift, nach der Entwickler den Kunden keine "irrelevanten Informationen" anzeigen dürfen.
Facebook ermöglicht seinen Nutzern mit dem neuen Service, direkt in der App kostenpflichtige Online-Veranstaltungen wie Koch- oder Yogakurse zur Buchung anzubieten. Das Social Network hatte Apple laut The Verge gebeten, in diesem Fall auf seine 30 Prozent zu verzichten – damit sämtliche Einnahmen den ohnehin von Corona gebeutelten Veranstaltern zugute kommen. Apple lehnte das mit der Begründung ab, dass alle digitalen Inhalte über das Bezahlsystem des App Store abgewickelt werden müssen. Die neue Online-Buchung ist jetzt trotzdem verfügbar – mit 30 Prozent für Apple, aber ohne den erklärenden Hinweis. Facebook will seine Nutzer nun auf einem anderen Weg "transparent" über die Aufteilung der Einnahmen informieren.
Neu auf der IFA: Gesichtsmaske als Luftreiniger
Der Mund-Nasen-Schutz, mit dem Träger während Corona sich und ihre Mitmenschen vor Ansteckung schützen, ist technologisch noch längst nicht ausgereizt. Das findet zumindest LG. Deshalb präsentieren die Koreaner auf der IFA in Berlin (3. bis 5. September) die erste Gesichtsmaske, die gleichzeitig als Luftreiniger dient, und die deshalb besonders gut vor Ansteckungen, Krankheiten und Allergien schützen soll. LG verspricht hohen Tragekomfort sowie maximale Hygiene durch eine Aufbewahrungs-Box mit UV-Bestrahlung. Der "PuriCare Wearable Air Purifier" kommt im vierten Quartal 2020 auf den Markt, Preise sind noch nicht bekannt.
Auf beiden Seiten der akkubetriebenen Maske sind jeweils ein H13-HEPA- Schwebstofffilter und ein dreistufiger Ventilator eingebaut. Ein Sensor erkennt laut LG den Atemrhythmus des Trägers und passt die Geschwindigkeit der Ventilatoren entsprechend an. Das soll ein besonders angenehmes und freies Atmen ermöglichen. Nachteil des Mund-Nasen-Schutz 2.0: Der 820-mAH-Akku hält in einem niedrigeren Schutzmodus nur bis zu acht Stunden durch, und bei maximalem Schutz in besonders kritischen Situationen nur bis zu zwei Stunden. Vorteil: Er lässt sich nicht lässig auf Halbmast baumelnd unter der Nase oder am Kinn tragen.
Microsoft: Mit dem Flight Simulator durch Hurrikan Laura
Live-Wetter mit Daten, die vom Schweizer Dienstleister Meteoblue stammen – das ist eine der großen Attraktionen von Microsofts neuem Flight Simulator. Egal, wo Hobby-Piloten irgendwo rund um den Globus unterwegs sind, erleben sie immer das Wetter, das in ihrem Gebiet auch tatsächlich herrscht. Und das funktioniert auch bei schweren Unwettern wie dem Hurrikan Laura, der in den letzten Tagen an der US-Golfküste wütete. Nicht wirklich überraschend, machten sich jede Menge PC-Piloten auf den Weg ins Krisengebiet, um ihre Flieger von Laura durchschütteln zu lassen.
Ergebnis sind ebenso beeindruckende wie furchterregende Bilder und Videos von riesigen, dunklen Wolkenformationen, die niemand in einem echten Flugzeug durchqueren möchte. Experten gehen laut Mashable davon aus, dass die im Flight Simulator massenhaft gesammelten Daten und Wetterbilder tatsächlich nützlich sein können, um die Ausbreitung eines Hurrikan-Gebiets besser zu analysieren. Denn so viele Flugzeuge wie in der Microsoft-Simulation sind im wahren Leben bei einem schweren Unwetter niemals in der Luft. Meteoblue teilt die Erde für sein Live-Wettermodell in 250 Millionen kleine Kästchen in 60 verschiedenen Höhenstufen ein. Jedem dieser Kästchen sind die aktuellen Daten für Temperatur, Luftdruck, Windgeschwindigkeit und Niederschlag zugeordnet.
Gamescom: Die besten Spiele in 15 Minuten
Corona hat sich auch für die Gamescom, eine der weltgrößten Spielemessen, als kaum besiegbarer Endgegner erwiesen. Statt wie gewohnt in Köln findet das Event dieses Jahr nur virtuell statt. Gestern Abend wurde die Gamescom mit einer zweistündigen und aus Los Angeles gestreamten Onlineshow eröffnet. Der deutsche Spieleverband Game als einer der Veranstalter hoffte für die "Opening Night Live" weltweit auf eine Million Zuschauer. Ob diese Zahl tatsächlich erreicht wurde, ist noch nicht bekannt. Allein im YouTube-Kanal des Videospielepreises "The Game Awards" schauten laut Handelsblatt rund 160.000 Fans zu – von denen sich viele allerdings schon vor dem Ende der teilweise als "langweilig" empfundenen Show ausklinkten.
Das in den Kommentaren der Zuschauer meistgefeierte Spiel des Abends war sicherlich "Fall Guys: Season 2", die für 7. Oktober geplante Fortsetzung des Indie-Spiels, das bereits als neues "Fortnite Battle Royale" gilt – allerdings ohne Waffen und Gewalt. Einige uninspirierte Spiele der großen Hersteller kamen dagegen schlecht weg. Dazu gehörte Sonys PlayStation-5-Titel "Ratchet & Clank: Rift Apart", der einige Zuschauer grafisch eher an die PlayStation 3 erinnerte. Engadget zeigt die Eröffnung in Kurzform, mit den wichtigsten Spielen in 15 Minuten.