Gigaset GS4: Deutsches Smartphone mit Wechselakku

Heutzutage kommen alle Smartphones aus Asien? Das stimmt beinahe – aber eben nicht zu 100 Prozent. Die ehemalige Siemens-Tochter Gigaset baut in ihrer Fabrik in Bocholt/NRW nach wie vor Smartphones "Made in Germany", und sichert damit rund 900 Arbeitsplätze. Die meisten Komponenten stammen zwar aus Asien, doch montiert wird in Bocholt vor Ort. Um zwischen Samsung, OnePlus & Co. eine Marktlücke zu finden, hat sich Gigaset für seine neuen Modelle GS3 und GS4 einige interessante Funktionen ausgedacht, die auch Käufer von Konkurrenz-Handys gerne hätten. Am wohl wichtigsten ist dabei der wechselbare Akku. Statt am Abend nach einer Steckdose zu suchen, können Gigaset-Nutzer wie früher einfach einen neuen, vollgeladenen Akku einsetzen.

Diese praktische Retro-Funktion sorgt allerdings auch dafür, dass GS3 und GS4 nicht wasserdicht sind. Dafür lassen sie sich drahtlos laden – was in der Einsteigerklasse nach wie vor nicht zum Standard gehört. Die Montage vor Ort macht es möglich, dass Käufer des GS4 die Rückseite ihres Handys mit Wunschmotiven gravieren können, bis hin zu eigenen Fotos auf der gesamten Fläche. Das GS3 kommt mit farbigen Wechselschalen in Rot, Roségold, Blau oder Petrol – noch eine Funktion aus der "guten alten! Handy-Zeit. Und die Kameras auf der Rückseite sind komplett versenkt, ohne den "Buckel" vieler Konkurrenten. Die Technik der 6,3 Zoll und 6,1 Zoll großen Bocholt-Phones ist solide – kann mit Full-HD-Videoaufnahmen und LCD-Displays aber naturgemäß nicht ganz mit deutlich teureren iPhones oder Samsungs mithalten. Den meisten Nutzern dürfte das Gebotene aber reichen – mit einer Ausnahme. Dass noch das alte Android 10 an Bord ist, ist ein größerer Wermutstropfen. Ob ein Update auf Android 11 kommt, ist bisher noch unklar. Das GS3 erscheint Mitte November für 179 Euro, das GS4 bereits Anfang November für 229 Euro.

Gibt es wirklich noch: Ein Smartphone "Made in Germany".

Gibt es wirklich noch: Ein Smartphone "Made in Germany".

Samsung-Chef stirbt mit 78

Lee Kun-hee war der geheimnis- und skandalumwitterte Patriarch, der aus Samsung seit seiner Amtsübernahme 1987 einen Weltkonzern gemacht hat. Nun ist Südkoreas reichster Mann und mächtigster Wirtschaftsführer mit 78 Jahren in einem Krankenhaus in Seoul gestorben. Zu seiner Todesursache machte Samsung laut TechCrunch keine Angaben. Lee war der Sohn von Konzerngründer Lee Byung-chull. Nach dem Tod seines Vaters baute er das Elektronikgeschäft stark aus. Unter seiner Führung stieg Samsung zu einem der weltgrößten Hersteller von Halbleitern, Bildschirmen, Fernsehern und Smartphones auf. Bereits 1988 brachte Samsung sein erstes Mobiltelefon auf den Markt, mit dem Lee vor allem dem japanischen Vorbild Sony Konkurrenz machen wollte.

Seine berühmte Arbeitsanweisung, die die Samsung-Manager zu immer neuen Ideen beflügeln sollte, lautete: "Ändert alles, außer Eurer Frau und Euren Kindern!" Zur Karriere des Samsung-Chefs gehören aber auch zahlreiche Skandale. Wegen Bestechung wurde er 1996 zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. 2008 musste er nach einer weiteren Korruptionsaffäre zurücktreten – durfte aber im Zuge der südkoreanischen Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 in sein Amt zurückkehren. Lees Nachfolge dürfte sein Sohn Lee Jae-yong (52) antreten, der Samsung de facto schon seit Längerem geleitet haben soll. Ihm wird ein modernerer Führungsstil als seinem patriarchal regierenden Vater nachgesagt.

Lee Kun-hee: Er war seit 1987 "Mr. Samsung" – und ebenso erfolgreich wie skandalumwittert.

Lee Kun-hee: Er war seit 1987 "Mr. Samsung" – und ebenso erfolgreich wie skandalumwittert.

US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez als Twitch-Superstar

AOC – dieses Kürzel kennt in den USA fast jeder. Es steht für Alexandria Ocasio-Cortez, für die erst 31-jährige Kongressabgeordnete aus New York, die als eine der begabtesten und hoffnungsvollsten Vertreterinnen des jungen, linken und feministischen Amerika gilt. Bei jungen Wählern ist AOC ohnehin schon enorm beliebt. Und diese Popularität hat die Demokratin jetzt noch deutlich gesteigert – mit ihrem erfolgreichen Debüt als Twitch-Videospielerin. Ihren ersten Stream in Amazons Videokanal sahen bis zu 435.000 Zuschauer live, mittlerweile sind es über 5,3 Millionen Abrufe.

Alexandria Ocasio-Cortez hat das Videospielen nicht erst als Werbevehikel für die anstehende US-Wahl entdeckt. Sie macht sich als eine der wenigen US-Politikerinnen und Politiker schon länger für die Gamerszene stark. Mit den deutlich über 400.000 Zuschauern schaffte es ihr Debüt auf Anhieb unter die Top 20 der Spielestreams auf Twitch. Ocasio-Cortez postet auf Kanälen wie Instagram immer wieder ihre Fortschritte in Onlinespielen wie "League of Legends". Bei ihrer Twitch-Premiere, die als Nebeneffekt junge Wähler zur Stimmabgabe bewegen sollte, zockte AOC "Among Us", eine Art Werwolf-Jagd im Weltraum.

Drei Millionen Euro für Fruchtbarkeitstracker

Das österreichische Medizin-Startup Carbomed Medical Solutions aus der steirischen Hauptstadt Graz hat von Investoren eine zusätzliche Finanzierung von drei Millionen Euro für seinen Fruchtbarkeitstracker "breathe ilo" erhalten. Das Geld soll der weiteren Produktentwicklung und Internationalisierung des Geräts dienen, das die fruchtbaren Tage einer Frau durch Atemluftmessung analysiert und anzeigt. Der "breathe ilo" bestimmt laut Wiener Standard Zyklus und Eisprung über den Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atemluft, der sich unter Hormoneinfluss verändert. Über eine App sollen Nutzerinnen so sekundenschnell erfahren, ob sie aktuell schwanger werden können.

Zur Funktionsweise des Trackers versprechen die Grazer: "Nie mehr auf Stäbchen pinkeln und nie wieder nach dem Aufstehen zum Thermometer greifen. Einfach eine Minute lang atmen. So einfach ist breathe ilo!" Nach eigenen Angaben wachsen die Umsätze des Unternehmens derzeit pro Monat um 15 Prozent. Seit Anfang des Jahres ist der Tracker auch in Deutschland erhältlich, das mittlerweile als weitaus wichtigster Exportmarkt für den "breathe ilo" gilt. Das Gerät kostet 279 Euro, Frauen mit Kinderwunsch können es aber auch vorübergehend mieten. Die gleiche Atemanalyse-Technik soll künftig auch Patienten mit Lungenerkrankungen helfen. 


Autor: Jörg Heinrich

Jörg Heinrich ist Autor bei W&V. Der freie Journalist aus München betreut unter anderem die Morgen-Kolumne „TechTäglich“. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Internet und Social Media künftig funktionieren, ohne die Nutzer auszuhorchen. Zur Entspannung fährt er französische Oldtimer und schaut alte Folgen der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck.