Reaktion auf Kritik:
Telefónica will Bewegungsprofile in Deutschland nicht auswerten
Die Kunden haben sich erfolgreich gewehrt. Der spanische Telekomriese Telefónica will keine Bewegungsdaten von Kunden in Deutschland analysieren und vermarkten. Das entsprechende Programm "Smart Steps" soll in Deutschland nicht starten.
Nach massiver Kritik will der spanische Telekommunikationsriese Telefónica nun doch keine Bewegungsdaten von Kunden in Deutschland analysieren und vermarkten. Das entsprechende Programm "Smart Step" soll bei der deutschen Tochter mit der Marke O2 nicht starten.
"Datenschutz und Kundenzufriedenheit haben bei Telefónica oberste Priorität. Nach dem Feedback unserer Kunden haben wir uns nun allerdings entschieden, ,Smart Step' in Deutschland nicht einzuführen", sagte ein Telefónica-Sprecher. Sein Unternehmen habe immer betont, dass es keine konkreten Pläne gebe, ein Produkt wie "Smart Step" in Deutschland einzuführen.
Telefónica hatte Anfang Oktober angekündigt, Kundendaten vermarkten und sich damit neue Einnahmequellen erschliessen zu wollen. Für die Verwertung der Datenberge gründete Telefónica Anfang Oktober die Tochtergesellschaft Telefónica Dynamic Insights. Diese kombiniert sogenannte Bestandsdaten - also etwa Alter und Geschlecht - mit Bewegungsdaten für die Werbeindustrie. So bekämen beispielsweise Einzelhändler Erkenntnisse über das Verhalten ihrer Kunden.
Ziel sei es, Unternehmen, aber auch der öffentlichen Verwaltung, "analytische Einsichten" zu liefern, "die es diesen ermöglichen, effektiver zu werden", teilte Telefónica bei der Gründung mit. Das erste Produkt mit der Bezeichnung "Smart Steps" soll anonymisierte Bewegungsdaten von Kunden analysieren und dann zum Beispiel Einzelhändlern Erkenntnisse über das Verhalten von Besucherströmen liefern.
Nachdem die Pläne diese Woche infolge eines "Tagesschau.de"-Berichts in Deutschland in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geraten waren, hagelte es Kritik und Warnungen. So betonte etwa das für Telekommunikation zuständige Wirtschaftsministerium, Standortdaten dürften nur anonymisiert oder mit Einwilligung des Handybesitzers weitergegeben werden - und dann auch nur an "Dienste mit Zusatznutzen", etwa zur Registrierung von Verkehrsströmen. Eine Prüfung des Ministeriums habe ergeben, dass die Bestimmungen im Fall O2 einen Handel mit Standortdaten - auch in anonymisierter Form - nicht zuliessen, da es sich nicht um einen Dienst mit Zusatznutzen handele.